Die zu recht berühmte Prinzessin auf der Erbse wachte – wir erinnern uns – grün und blau am ganzen Körper auf, nachdem sie auf 20 Matratzen genächtigt hatte, unter denen sich eine Erbse befand.
Jene Rüpel und Faschisten, die über so einen entarteten Weicheierstock herzlich lachen, sollte man vielleicht daran erinnern, dass genau diese Hämatome der Beweis für ihr königliches Geblüt sind.
Man muss sich als Liebhaber der Schönen Literatur davor hüten, die Gewohnheiten des kompetenten Lesers auf die Entschlüsselung von Menschen zu übertragen.
Im Kosmos eines Romans will alles aus sich selber beurteilt werden und ein äußerliches Messen, das darauf hinausläuft, ein Werk gegen das andere schöner oder größer oder origineller zu befinden, ist banausisch.
Menschen jedoch werden vom Tag ihrer Geburt an gemessen, gewogen, beurteilt, also einem Maß unterworfen, das ihnen durchaus äußerlich ist.
Die Auffassung, dass alles was am Menschen messbar und verwertbar ist ihn ja gar nicht ausmache, ist eine sehr belletristische.
Idealismus
Die leicht nachahmbare Eleganz der Marionette, die auch noch selber an ihren Strippen zupft.
Realismus
Die nicht zur Nachahmung reizende Groteske einer Marionette, die den Puppenspieler im Griff hat.
Als die marodierenden Seevölker (so um 1000 v. Chr. herum) sich mit den bereits ansässigen Stammeskriegern blutige Schlachten lieferten, priesen ihre Heldenlieder den Gott der Krieger als die wahre Natur des Menschen.
Als die Diktatur der Sklavenhalter immer mal wieder den Aufständischen blutige Kopfe verschaffte, säuselten ihre Priester von der Natur des Sklaven als einer gottgegebenen menschennatürlichen Selbstverständlichkeit.
Spätere Intellektuelle entdeckten die Menschennatur in der Demut des Dienstes, zu dem man unschwer auch jede beliebige Form der Herrschaft im Namen des Höchsten machen kann.
Selbstverständlich nährt auch der Kapitalismus die ihm entsprechende Menschennatur aus den Händen eines im Offensichtlichen verborgenen Gottes (Goethes Auffassung vom Geld).
Nichts ist dem Menschen so natürlich wie das Analogie-Denken der Religion, wenn man ihren Verfechtern zuhört.
- Verletzung einer Norm,
- Verstoß gegen ein Gesetz,
- Überschreitung oder Übertretung einer existierenden oder eingebildeten Grenze,
- Sünde.
Gesellschaftlich anerkannt ist nur die Unterschreitung.
Rede also klein, klein.
Dann wird man deiner Größe Dank wissen.
Der Mediendienst "kress report" meldet, erstmals gebe es in Deutschland mehr Pressesprecher als Journalisten.
Solange aber das Verhältnis von demonstrierenden Protestanten zu den ihnen Sicherheit bietenden Polizisten nicht über 1:1 steigt, liegt gegen solche Verhältnisse nichts vor.
Unverhältnismäßigkeit liegt überhaupt erst und nur dann vor, wenn die Anzahl der Unternommenen die der Unternehmer zu untersteigen droht.
Das ist jener sympathische Terrorist, der mit eingelegter Lanze jede Attacke gegen die Windmühlenflügel des Imperialismus verliert, ...oder so ähnlich jedenfalls.
In meinen Wunschträumen sehe ich einen über sich selbst belehrten Don Quijote: er dringt heimlich in die riesige Mühle ein und mahlt mit den Riesenflügeln was das Zeug hält.
Das wäre zwar das Ende aller historisch ruchbar gewordenen Lesarten der Cervanteschen Metaphysik, aber man läse sie dann erstmals gezwungenermaßen richtig, nämlich als eine amüsante Geschichte aus der Kinderstube des Geistes.
Weil sicherlich nicht allgemein bekannt ist, worauf ich mich beziehe, zitiere ich hier die entsprechende, interessante Stelle aus der Rede des Hidalgo von der traurigen Gestalt in meiner Übersetzung: „Freund Sancho, dort zeigen sich dreißig oder noch mehr gewalttätige Riesen, mit denen ich eine Schlacht zu schlagen gesonnen bin und ihnen allen das Leben zu nehmen; mit der Beute von ihnen wollen wir den Anfang unseres Reichtums machen; denn dies ist ein gerechter Krieg (buena guerra), und es ist ein wahrer Gottesdienst (gran servicio de Dios), diese verdammte Brut ( mala simiente)vom Angesicht der Erde zu vertilgen.“
Vertilgen, ausrotten, Deus lo vult...
Es geht in diesem schütteren Geist zu wie bei den Landnahmekriegen des Joschua des Alten Testaments.
Der kriegserfahrene Autor Cervantes hat das übrigens genau so verstanden wissen wollen: Kinderstube des Geistes.
Und nicht Kindergeburtstag bei Walt Disney.
Ich bin vor allem deswegen gegen meine Überwachung, weil ich die berufsbedingte, aber durchaus professionelle Dummheit der Zensoren fürchte.
Die dürfen nur digital denken. Analog zu denken erscheint ihnen in seiner Subversivität zu allgemein, also schlecht fassbar. Und sie müssen nun mal zum Zufassen fassbare Ergebnisse vorlegen.
Wenn ich zum Beispiel poste, dass ich heute mal mit den Hühnern schlafen gehe, legen mir die wachsamen Schergen des Innenministers das todsicher als Sodomie aus.
Bloß gut, dass Arm und Reich, Oben und Unten demokratisch einander denunzieren dürfen.
Dieses ihnen konzedierte Meinendürfen hält sie beide bei der Stange, die ihnen vom Adressaten ihrer Beschwerden hingehalten, also gewährt wird.
Es gibt eine von Symptomatik und Symbolhaftigkeit geradezu überfrachtete Episode in der Wissenschaftsgeschichte, über die nachzusinnen sich lohnt.
Nämlich über die Kontroverse zwischen den beiden Afrikaforschern Richard Francis Burton und John Hanning Speke über die von ihnen gesuchten Quellen des Nils.
Speke hatte für seine Vermutung, dass der von ihm entdeckte Viktoriasee die Quelle des Nils sei, nichts weiter als eine Konjektur, also eine begründete Vermutung. Das lediglich Spekulative daran rügte der redliche Burton unter Berufung auf einzuhaltende wissenschaftliche Standards zu Recht.
Von den Motiven der beiden Herren und der moralischen Problematik mal abgesehen, steht außer Zweifel, dass die 12 Jahre später (nachträglich) durch Autopsie weiterer tatsächlicher Forschungen festgestellte Richtigkeit von Spekes bloßer Annahme ihn nicht vom Vorwurf der wissenschaftliche Lumperei befreien kann.
Seither ist jede „an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit“ im Munde der Situationsmächtigen ein weiterer Meilenstein auf dem Trail zu einem global verallgemeinerbaren „Donner-Pass“, den noch weniger Teilnehmer überleben werden als die seinerzeitige Party auf ihrem Abkürzungsweg.
Das damalige Dilemma, im Auftrag des - seinen Imperialismus finanzierenden - Bürgertums Forschungserfolge vorweisen zu müssen, die mit den begrenzten Mitteln einer noch so aufopferungsvollen Expedition nicht zu erbringen waren, und die notwendige nächste Ausfahrt nur finanziert zu bekommen, wenn „nicht ausgeschlossen werden kann“, dass die sich auch irgendwie rechnet, führte zu dem damaligen tragischen Ende einer Forscher-Freundschaft.
Die notierenswerte Differenz zu den heutigen - zu wissenschaftlichen Glaubenskämpfen führenden - Drittmitteleintreibungen auf ungesicherter Grundlage: weit und breit kein Speke, der aus Scham vor seiner drohenden Widerlegung Anlass sähe, anständigerweise sich selbst rechtzeitig mittels eines Jagdunfalls zu richten.
Ishmaels Entschluss, sich nachhaltig anderswohin zu verfügen, war richtig.
Unvorbelastet durch den Zwang, wiedererkennbar zu bleiben, konnte er am neuen Ort sich der Unlösbarkeit von Fragestellungen widmen, die ihm auch am Herzen, aber den damit Belaberten bei weitem nicht so nahe lagen.
Erst neulich äußerte er sich äußerst enigmatisch, um nicht zu sagen kryptisch, ...um nicht zu sagen, dass der Kerl sich mittlerweile außerhalb jeder journalistischen Befassungswürdigkeit bewegt. Da wird er wohl bald sehr isoliert dastehen.
Als Biograph der merkwürdigen Gänge und Gedankengänge dieses merkwürdigen Geistes, der – kaum dass er das Licht der Welt zwischen den Schenkeln seiner Mutter erblickt hatte – durch ein riesiges Protestgeschrei aufgefallen war, halte ich es mit vorläufiger Urteilsaskese.
Man sehe selbst.
Ishmael sprach sich am neuen Ort oft gegen grundlose Selbstbeschränkungen im Geistigen aus.
Das war irgendwie nichts Neues. Aber wie so ganz anders hörte sich das neuerdings an:
- „Was ist schon ein Turm des Glaubens ohne den Brunnen des Wissens? Ist doch ein Turm ein auf den Kopf gestellter Brunnen. Ihm fehlt nur das Wasser.“
Die großen Biographen im vornehmsten Sinne sind doch die Geschichte schreibenden Politiker, schreiben sie mit ihren Taten doch ganze Sagas des Alltagsheroismus der Massen, gleich millionenfach in deren Leiber, und verlangen noch nicht einmal Tantiemen dafür.
Ein Käfer beobachtete verwundert einen Tausendfüßler.
Er fragte ihn: „Sag mal, wie machst du das, diese vielen Füße im richtigen Moment zu bewegen“? Der Tausendfüßler begann zu denken.
Das hätte er lieber nicht tun sollen. Er kam kaum mehr vom Fleck, ein einziges Desaster!
In seinem Unglück fiel ihm - Gott sei Dank - eine verstaubte Schwarte in die Hand mit dem Titel: „Der Geist als Widersacher der Seele“. Er faltete genüsslich die Beinchen und zog sich den lebensphilosophischen Streifen rein.
“Genau wie bei mir! Das ist ja genau wie bei mir“, musste er unentwegt denken.
Andererseits, und jetzt doch ein wenig verärgert: „Soll das etwa heißen, dass ich auf den bloßen bewusstlosen Vollzug angewiesen bin?“
Das Entsetzen über diesen Zusammenbruch seines Selbstbilds ließ ihn einen gewaltigen Satz in die Luft machen. Er kam auch eher zufällig wieder heil auf die Beine.
“Das werde ich üben“, freute er sich - noch humpelnd, aber schon fast hüpfend - über den freien Gebrauch seiner Gliedmaßen.
Und weil er konsequent und kontinuierlich die Koordinierung seiner Motorik trainierte, feierte er schon bald rauschende Triumphe am Broadway mit seinem Ballett „The Age of Centipedes.“
„Die Wilden fressen einander, und die Zahmen betrügen einander, und das nennt man den Lauf der Welt.“ (Ein lesbarer Schriftsteller namens Schopenhauer)
Diese Fortschrittsgeschichte der Zivilisation übergeht ein wichtiges Detail, das hier nachgetragen sei: “Kannibalen fressen einander, wir beschränken uns aufs Schlachten.“
(Wenn´s sonst keiner war, der diese Wahrheit verbrochen hat, dann im Zweifelsfalle ich, der sich da aus dem Gedächtnis zitiert. Andernfalls Dank an den, bei dem ich mir was rausgenommen habe.)
Ishmaels Ruf als weiser Hodscha zog seine Kreise.
Das wurde auf die Dauer schwer erträglich. Da es ihn nun mal gab, kamen Krethi und Plethi, um sich bei ihm Rat zu holen. Auch in Dingen, die sie sich selbst durchaus zufriedenstellend hätten beantworten können.
Eine seuchenartig sich verbreitende Gedankenlosigkeit resultierte aus der Institution Ishmael.
Und es hätte nicht viel gefehlt, und die Hausfrauen hätten sich bei ihm erkundigt, was sie denn heute zum Mittagessen kochen sollten.
Ishmael ging mit sich selbst zu Rate und entdeckte, dass seine pure Existenz als Experte zu einer allgemeinen Geistesaufweichung, und damit zu mehr Schaden als Nutzen geführt hatte.
Und er sagte mehrere hundert Male: “Die meisten Probleme, die ihr mir vortragt, sind beim Gebrauch eures eigenen Kopfes lösbar. Wenn ihr so weiter macht, und nicht mehr euerer eigenen Einsicht vertraut, werdet ihr schließlich zu Beute und Raub von allerlei überpersönlichen Mächten.“
Und weil er das nicht wollte, ging er hin und verfügte sich dauerhaft an einen anderen Ort.
Und wenn er nicht gestorben ist, lebt er auch heute noch in jedem von uns.
Drückeberger sind Hasen, die sich ganz tief in die Furche drücken, wenn es rundum schießt.
Ihr Lieblingssatz: “Das ist alles nicht so einfach.“
Richtig. Gleich daneben sorgt mindestens eine weitere Furche für mindestens Zwiefältigkeit.
Das alles ist ihnen so kompliziert und komplex, dass es auf immer unverständlich bleiben muss, warum andere schon immer vorher wissen, wer auch DAVON profitieren wird.
Muss wohl ein Vorurteil sein.
Für die Richtigkeit eines Gedankens bürgt, dass er - kaum ausgesprochen - heutzutage für einen Revolutionsaufruf genommen wird.
Seine schiere Differenz zur Reproduktion der Fassade ist schon Anlass zum Abrücken. Er hilft und taugt nun mal nicht beim Täuschungsgeschäft.
Und so vergehen die Leben statt dessen im Drandenken.
Der ganzheitliche Denker gibt uns zu verstehen, dass, was auch immer einer sage, das nur eine Teilwahrheit sei.
Der mit solchem salomonischen Bescheid über die Nichtigkeit jeder Aussage, ganz gleich in welcher Form, Abgespeiste, wird gut daran tun, nicht nach der ganzen Wahrheit zu fragen, die ja wohl das Maß für das ungünstige Urteil abgibt, denn die ist – wie gehabt - leider nicht zu haben.
Ganzheitsdenker sind also im ersten Schritt sehr anspruchsvoll, verwerfen aber im zweiten flugs den eigenen Maßstab aus Bescheidenheit.
Das ergibt als Gesamtbild ein sehr gesittetes Denken, dessen Methodologie es schafft, höchste Ansprüche mit extremer Bescheidenheit unter einen Hut zu bekommen.
Es handelt sich dabei um die Kunst, über nichts zu sprechen, aber darin immer recht zu behalten, und seht nur! wie amüsierend der Mann sich in Verschwiegenheit übt!
So werden der vornehm zurückhaltende Ganzheitsdenker und der geschwätzige Teilwahrheitskrämer sich immer fremd bleiben und sich nur im Amüsement übereinander aneinander erfreuen können.
Den anderen Tag ließ sich Ishmaels Freundin Fatima vom Mullah dazu hinreißen, dem Hörensagen Glauben zu schenken, dass die Religion doch mancherlei Vorteile biete.
- „Mein lieber Ishmael,“ dozierte sie der Weisheit voll: “Beim Vergleich mit den vorstellbaren Nachteilen entdeckt man doch sehr schnell, dass man lieber einen Vorteil bilanziert.“
- „Ganz recht", pflichtete Ishmael Fatimas Logelei gutmütig bei : „Es leuchtet unmittelbar als nützlich ein, dass man mehr hat, wenn man weniger von was hat.“
- „Na siehst Du!“
Und weil dieser sein ironischer Hinweis auf die Öde des Vergleichswesens, dem auch jede Absurdität im interessierten Vergleich zum trostlosen Trost gereicht, noch immer nicht fruchten wollte, legte er - nicht mehr ganz so friedfertig - nach:
- „Da ist ja was dran an deiner Nützlichkeitserwägung. Man kann sich schon aus freien Stücken die rechte Hand abhacken und Hakim, dem Bettler, Gesellschaft leisten. Der Vorteil liegt auf der Hand, sosehr dieselbe auch weg ist.
Arbeiten müssen jetzt deine Kinder gehen.“