Hekayat und Makamen

Sonntag, 20. Dezember 2009

Ishmael und der Nachteil des Vorteils

Den anderen Tag ließ sich Ishmaels Freundin Fatima vom Mullah dazu hinreißen, dem Hörensagen Glauben zu schenken, dass die Religion doch mancherlei Vorteile biete.
- „Mein lieber Ishmael,“ dozierte sie der Weisheit voll: “Beim Vergleich mit den vorstellbaren Nachteilen entdeckt man doch sehr schnell, dass man lieber einen Vorteil bilanziert.“
- „Ganz recht", pflichtete Ishmael Fatimas Logelei gutmütig bei : „Es leuchtet unmittelbar als nützlich ein, dass man mehr hat, wenn man weniger von was hat.“
- „Na siehst Du!“
Und weil dieser sein ironischer Hinweis auf die Öde des Vergleichswesens, dem auch jede Absurdität im interessierten Vergleich zum trostlosen Trost gereicht, noch immer nicht fruchten wollte, legte er - nicht mehr ganz so friedfertig - nach:
- „Da ist ja was dran an deiner Nützlichkeitserwägung. Man kann sich schon aus freien Stücken die rechte Hand abhacken und Hakim, dem Bettler, Gesellschaft leisten. Der Vorteil liegt auf der Hand, sosehr dieselbe auch weg ist.
Arbeiten müssen jetzt deine Kinder gehen.“

Samstag, 19. Dezember 2009

Ishmael und die gepredigte Religion

Vom Mullah hörte Ishmael wieder einmal die Vorzüge des Glaubens gepredigt, und dass die Hoffnung, die Menschen seien ohne Religion glücklicher, bisher nicht aufgegangen sei.
Das stieß ihm auch heute wieder sauer auf. Weswegen er nach dem Freitagsgebet seine Wasserpfeife schmauchen ging und Revision hielt:
- “Da denkt sich unser Mullah - einfach mal so - die schlechten Denkgewohnheiten unserer Glücksritter weg und entdeckt, dass MIT denen die Leute auch nicht schlechter dran sind.“
Sein Kumpel Mehmet nahm nachdenklich einen Schluck Tschai und kam assistierend zu dem selben Ergebnis:
- “Das mit dem vom Mullah angesetzten Glück ist ungefähr so, wie wenn einer sich mal kurz die Räder von seinem Auto wegdenkt und entzückt entdeckt, dass es definitionsgemäß OHNE gar nicht fährt. Na bravo! Religion ist also ein Ding, das nur dann geht, wenn alles, was dazugehört auch dran ist.“
- „Man kann auch sagen: ein übelriechender Trick aus der Klamottenkiste eines Schmierenzauberers, der uns ein Kaninchen erschleicht, wo er ein Täubchen hineingesteckt hat."
Und Ishmael nahm sich vor, dem Mullah von dessen eigener Medizin schlucken zu geben:
-„Möge Allah dem Mullah die Zähne aus dem Gebiss faulen machen, die er für sein immaterielles Glück eh nicht braucht.. ..
Ach, hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich erst neulich Hakim, den Bettler, Stein und Bein schwören gehört habe, dass das Glück eine warme Pizza sei?.“

Freitag, 18. Dezember 2009

Ishmael und die Gnosis

Ishmael und die Gnosis
Ishmael zitierte gerne seinen Lehrer der Mystik Hadschi Bektasch Veli , den großen Liebenden und Humanisten:
- “Der Weg, der nicht zur Wissenschaft führt, endet in der Finsternis.“
- Und er pflegte vorsichtig und leiser hinzuzufügen:
- „Und wenn er das so nicht gemeint hat, dann hilft ihm da auch keine Interpretation mehr heraus.“

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Ishmael und die Schlauheit

Ishmael und die Schlauheit
Ich habe mit Ishmael über die Auffassung eines interessierten Passanten gesprochen, dass er uns gleiche, aber irgendwie schlauer sei.
Ishmael kehrte den Blick nach innen und meinte nach geraumer Weile, dass dem so nicht sein könne:
Entweder es wird mein Gemurmel verstanden. Wo ist dann die Schlauheit?
Oder es wird aus Desinteresse, momentaner Müdigkeit und anderen äußeren Hindernissen nicht verstanden. Diese, erst mal beseitigt, so wird sich abermals zeigen, dass Schlauheit eines der am besten verteilten Güter dieser Erde ist. Es sei denn...“

Und hier erbleichte Ishmael:
„Es sei denn, ich hätte mich unverständlich ausgedrückt. Falls das zu ihrer Gewohnheit wird, möge meine unzuverlässige Zunge verdorren.“

Ishmael und die Imagepflege

“Ist es nicht so?“ verkündete Ishmael wieder mal eine seiner schwer verdaulichen Weisheiten, „wenn der Kalif oder der Mullah einen Furz gelassen hat, sagen die in Hörweite: ´Tjunge, Junge, was riecht das hier gut, da brutzelt sich wohl einer Zwiebelleberpastete.´“

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Ishmael über uns alle

Ishmael fiel immer wieder durch seine unbußfertige Weigerung auf, geraden und krausen Unfug gleichermaßen und unbesehen dem Bereich des Zustimmungsfähigen einverleiben zu lassen.
Eines unschönen Tages in der Medrese, als Ishmael sich mal wieder aus dem nationalen „Wir“ herausstehlen wollte - und das auch noch mit Argumenten! - warf ein Talib schnippischen Tons ein:
- “Der Staat sind wir alle.“
- „Mir ist dieses großzügige Dogma über die segensreiche allgemeine Schädigung aller durch alle im Staatsbürger- und Sozialkundeunterricht auch hinterbracht worden. Diese geheimnisreiche Auffassung hat nur einen Haken. Fühlst du dich unterbezahlt, missbraucht, verelendet, in deinen Interessen gewaltsam beschnitten, ...usw. musst du dich , da du ja wir bist, bei dir selber beklagen.“
- „Ja und? Selber schuld.“
- „In all diesen Fällen ist nur einer von euch Wirs immer fein raus. Du jedenfalls nicht.“


Und so trennten sie sich, unbelehrt von einander, und verfügten sich jedes an seine Statt, an die sie alle einander verschlagen hatten.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Dumm gelaufen

Wer nach Freiheit verlangt, hat sie schon drangegeben.

Das glaubt mir natürlich wieder keiner. Lassen wir uns also den Zusammenhang von Ishmael erklären.
Mehmet, der etwas stark von den Medien geformte Freund Ishmaels, kam ganz entgeistert zu Ishmael, um ihm zu melden, dass jetzt die Frauen ihre Emanzipation fordern.
Und dies scheint dir eine bedenkliche Sache?“
Die wollen sogar ihre Freiheit bezüglich des Kopfschmucks.“
„Wie haben die sich das denn vorgestellt?“
„Sie haben sich an den Kalifen und die Mullahs und Amerika gewendet. Gestern schrieen sie vor dem Palast: `Wir wollen Freiheit. Um die Kopftücher kümmern wir uns selber. Unsere Haare gehören uns.´“
„Ach, da bin ich ja beruhigt. Einen Moment lang fürchtete auch ich, sie wollten tatsächlich FREIHEIT. Was sie aber tatsächlich wollen, ist eindeutig und unbedenklich:
Sie wollen eine ERLAUBNIS.
Und außerdem sind sie ziemlich wahllos bei der Wahl der angeflehten Herrn.

Samstag, 12. Dezember 2009

Ishmael in der Konsensgesellschaft

Ishmael hatte triftige Einwände gegen vorschnelle Friedfertigkeit:
-“Leute, die sich nicht streiten, werden nichts übereinander erfahren. Und über ihre Welt erst recht nichts.“
- Dieser Querkopf glaubte doch tatsächlich, dergleichen sei allgemein erstrebenswert.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Metamorphose des Aufsteigers

Wie der Schmetterling in der Raupe fühlt sich auch der Bandwurm zu Höherem geboren.
Dieser Drang zur nächsten Stufe liegt nun mal in seiner Familie.
Noch seine Eltern vegetierten in einem Schwein, hatten es aber mit Aufstiegsambitionen, und schon erblickte ihr Sohn in einem Menschen das Licht des Darms .

Volkes Wille

Eines Tages, da Ishmael noch an der Medrese war, kam ein ganz verstörter Taliban zu ihm:
Großer Lehrer, man sagt, dass alles vom Volk abhängt – alles nach dem Willen des Volkes geschieht. Das ist doch so in der Demokratie, oder?“

Wie kannst du nur fragen!?
Und dann noch so dumm!
Das kann doch gar nicht anders sein!
Denn wenn es nach meinem Willen ginge, würde sich mein Einkommen vom Preisniveau emanzipieren, anstatt ewig umgekehrt."

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