Gefunden

Montag, 7. Dezember 2009

´S Christkindl als Fassadenkletterer

Es war einmal, da freuten sich die Menschen auf den Jahrestag der Geburt eines kleinen Buben, auch bekannt unter dem Namen Jesus. Die Vorfreude nannte man Advent und den Geburtstag Heiligabend.

Viele Geburtstage haben den Buben alt werden lassen. Seinen Mut und seine Vitalität konnte er dennoch bis ins Greisenalter bewahren. Als weißbärtiger, kleinwüchsiger Mann, offenbar ein ehemaliger Artist, liebt er es, allerorten gleichzeitig Fassaden zu erklimmen, stets rot maskiert, und scheut sich nicht vor Hausfriedensbruch, Voyeurismus und noch mancher anderen Untat. Diesen Gnom nennen moderne Menschen Weihnachtsmann.

Was ist nur aus dem Christkind geworden?
(Mit Dank an Hartmut Rencker)

Dienstag, 17. November 2009

Farid ud-Din Attar

im “Buch der Leiden”
über die conditio humana:

In drei Dunkelheiten, ein Same ohne Herz und Religion,
Gepreßter Schlamm, in Brackwasser getaucht,
Wurd’ er geschlagen hin und her wie eine Kugel beim Spiel,
Damit von Beginn an er die Verwirrung lerne.

Gewachsen im Blut, neun Monate lang,
Nahm er zur Speis’ der Gebärmutter Blut.
Was ihm dort widerfuhr – frag’ besser nicht.
Vom Leibe sprach ich dir, seine Seele – frag’ besser nicht.
Kopfüber stürzt’ er aus dem Schoß der Mutter,
Nur damit er im Blut wieder lande.

Da schon sein Anfang aus Abwasser bestand,
Erspar dir, auf Reinheit zu hoffen.
Ein Spielball, gewann er die Stöße lieb von hier und von dort,
Soll heißen: zur Natur ward die Verwirrung ihm.

Neun Monate verbracht’ er im eigenen Blut,
Soll heißen: Blut zu fressen, damit fängt alles an.
Kopfüber in die Welt geworfen, in Blut getränkt,
Soll heißen: mit der Trennung beginnt es, mit der Verkehrung.
Tränend sucht’ er dann mit den Lippen die Milch,
Soll heißen: weine, weil du von der Gattung der Säuger bist.
An die Brust gekrallt, sah er außer Schwärze nichts,
Soll heißen: nun lebe, bitter und finster.

Als Kind rannt’ er, verweilte nie,
Soll heißen: fern ist den Kindern der Seele Ruh’.
In der Jugend verging er, so fremd fühlt’ er sich,
Soll heißen: nichts ist die Jugend als ein Pfad der Verirrung.
Alsbald ward ihm sein Verstand vor Alter quer,
Soll heißen: erwart’ nicht Seligkeit dir vom närrischen Greis.
Ratlos sank er am Ende in sein Grab,
Soll heißen: von Seele und Reinheit fand er nie eine Spur.

Freitag, 13. November 2009

Der Kriegsverbrecher als Staatsanwalt

“Dies ist Israels Auffassung von Ausgewogenheit: Wir sind - verdammt noch mal - dazu ermächtigt, was auch immer uns einfällt, den Palästinensern anzutun, weil definitionsgemäß, was auch immer wir tun Selbstverteidigung ist. Die aber dürfen nicht mal einen Finger gegen uns erheben, denn, was immer die tun, ist definitionsgemäß Terrorismus.
....
Und es gibt keine Grenze, die unserem Recht auf Selbstverteidigung gesetzt wäre. Reine Einbildung, dass es so etwas wie „Unverhältnismäßigkeit“ gäbe.

Wir können vorsätzlich Tausende von Häusern im Gazastreifen zerstören, das Parlament, das Justizministerium, das Innenministerium, Gerichtsgebäude, die einzige Mehlfabrik, die größte Geflügelfarm, eine Kläranlage, Brunnen und Gott weiß, was noch alles.

Vorsätzlich.

Warum? Weil wir besser als die sind. Weil wir eine Demokratie sind, und die eine Horde von Islamischen Faschisten. Weil unsere Kultur eine des Lebens ist und ihre eine des Todes. Weil die darauf aus sind, uns zu vernichten und wir immer nur sagen „Give peace a chance“.

(Jerusalem Post)

Donnerstag, 12. November 2009

Omar Khayyam

Was heut´ hierher mich trieb? Ich sag es unverhohlen:
Ich hatt´ in der Moschee ´nen Betteppich gestohlen,
Der ist jetzt alt und schlecht, drum kam - ein seltner Gast -
Ich heute wieder her, ´nen neuen mir zu holen.

99.
Mir steht nicht die Moschee und nicht die Kirche offen,
Mein Wesen ward gemischt, Gott weiß aus was für Stoffen!
Ein Derwisch ohne Glauben, ein Weibsbild ohne Reiz,
Auf dieser Welt kein Heil, auf jene Welt kein Hoffen.

100.
In Kirchen und Moscheen und Synagogen
Wird man um seiner Seele Ruh´ betrogen.
Doch dem, der der Natur Geheimnis ahnt,
Wird keine Angst vorm Jenseits vorgelogen.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Vom Sinn der Karriere und der zwecklosen Weite des Horizonts

Es war, wohlgemerkt, nicht etwa so, dass ich mich widersetzt hätte, den Weg einzuschlagen, den mein Vater mich wies. Ich schloss alle möglichen Wege ein. Aber auf ihnen weiterschreiten, nein, das konnte ich nicht. Ich blieb bei jedem Schritt stehen, umkreiste zuerst in weitem und dann immer engerem Bogen jedes Steinchen, dem ich auf dem Weg begegnete, und ich wunderte mich sehr, dass die anderen mich überholten, ohne sich um das Steinchen zu kümmern, das für mich inzwischen die Ausmaße eines unüberwindlichen Gebirges angenommen, hatte, ja einer ganzen Welt, in der ich mich ohne weiteres hätte ansiedeln können.
So war ich auf vielen Wegen schon nach den ersten Schritten stehengeblieben, den Geist angefüllt mit Welten oder mit Steinchen, was das selbe ist. Ich hatte aber gar nicht den Eindruck, dass, wer mich überholt und den ganzen Weg zurückgelegt hatte, im Grunde mehr wüsste als ich. Sie hatten mich wohl überholt, daran besteht kein Zweifel, sie waren alle wie viele kleine Pferdchen, die sich beim Wettrennen hervortun wollen; dann aber, am Ende des Weges, waren sie auf einen Karren gestoßen: auf ihren Karren: vor den ließen sie sich geduldig spannen, und nun zogen sie ihn hinter sich her. Ich zog keinen Karren, ich nicht; ich trug daher auch kein Zaumzeug und keine Scheuklappen; ich sah sicherlich mehr als sie; aber gehen – ich wusste nicht wohin.

(Luigi Pirandello: Einer, keiner, hunderttausend)

Ein wackrer Mann

bildete sich einmal ein, die Menschen ertränken nur im Wasser, weil sie vom Gedanken der Schwere besessen wären. Schlügen sie sich diese Vorstellung aus dem Kopfe, etwa indem sie dieselbe für eine abergläubige, für eine religiöse Vorstellung erklärten, so seien sie über alle Wassersgefahr erhaben. Sein Leben lang bekämpfte er die Illusion der Schwere, von deren schädlichen Folgen jede Statistik ihm neue und zahlreiche Beweise lieferte."
(MEW, Bd.3, S.14)

Sonntag, 11. Oktober 2009

Empirismus

»Ein Bild, so heißt es, sagt mehr als tausend Worte. Aber tausend Bilder sagen vielleicht überhaupt nichts mehr.« - Neil Postman

Doch, sie sagen: "So isses! Und jetz halt die Schnauze. Oder willste mich woll bestreiten? Da lass dich doch mal auf deine geistige Gesundheit hin untersuchen."

Freitag, 2. Oktober 2009

Afghanistans Freiheit wird in Deutschland verteidigt

"Wer alles verteidigen will
wird damit enden,
dass er nichts verteidigt."

(Friedrich der Große)

Freitag, 11. September 2009

Der bewundernswerte Leser

„....identifiziert sich nicht mit dem im Buch beschriebenen Jungen oder Mädchen, sondern mit dem Geist, der das Buch erdacht und verfasst hat. Ein Roman gefällt ihm nicht deshalb, weil er mit dessen Hilfe anpassungsfähiger wird, sondern wie er jede Einzelheit des Textes in sich aufnimmt und versteht, sich an dem freut, woran er sich nach dem Willen des Autors freuen soll; er strahlt innerlich und äußerlich, wird begeistert von den Zauberbildern des Meisterfälschers, des Magiers, des Künstlers.“
(Vladimir Nabokov, einer der wenigen, der sich in Kunstdingen wirklich auskennt, in Fahles Feuer)

Montag, 10. August 2009

I’m nobody! Who are you?

I’m nobody! Who are you?
Are you–Nobody–too?

Then there’s a pair of us - don’t tell!
They’d banish us,–you know.
How dreary–to be–Somebody!
How public,– like a Frog–
To tell your name the– livelong June–
To an admiring Bog!

- Emily Dickinson

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