Montag, 7. Dezember 2009

Glaubenswissenschaft

Es sind ausgerechnet immer jene Leute, die vom Wissen nix wissen wollen, die in ihrer ebenso weit ausufernden wie dennoch hochgeschätzten Nihil-Scienz auf die Verächtlichkeit von Kleingeistern herabsehen, weil die angeblich an die Wissenschaft glauben.

Das amüsiert mich.

Wie soll denn das gehen? An das Wissen glauben?

Bei dem beliebtesten dieser Standardsätze: „Ich glaube nicht an Marx.“ stelle ich mir immer eine Sprachspielreihe vor, die geht so:
-Ich glaube nicht an die Mathematik.
-Ich glaube nicht an die Geographie.
-Ich glaube nicht an das Wissen meines Zahnarztes…
Ja, um Himmelswillen, wer von den nicht allzu wenigen Idioten auf dieser Welt hat denn das überhaupt verlangt?

Ich vermute, diese Fehlbestimmung von Theorie, die man ja – bitteschön - widerlegen kann, wenn da ein Fehler drin ist, was beim Glauben nun mal nicht geht, will einfach nur sagen: Mich interessiert das nicht.

Was ja auch so in Ordnung geht.

Übrigens könnte man zu diesem Zusammenhang von Glauben und Wissen auch wissen, ´Tschulljung: zu wissen glauben:
Selbst wenn Marxens Kapitalismusanalyse eine Angelegenheit des Glaubens wäre, könnte man ruhigen Gemütes seinen Weg gehen, denn seit wann hat denn das Bekenntnis zu einem Glauben automatisch irgendwelche angebbaren Konsequenzen nach sich gezogen?
Wenn der Glaube tatsächlich praktisch wird und zuschlägt, dann muß es ein dahinter stehendes gesellschaftliches Interesse am orthodoxen Dogmatismus geben. Sonst wird nie und nimmer ein Blutbad draus.

Wissenschaftsgläubigkeit

Es ist furchtbar, dass es ein solches Wort überhaupt gibt, das es eigentlich gar nicht geben dürfte, weil Wissenschaft nun mal von sich aus den Glauben an sie begrifflich ausschließt.
Nicht genug damit, dass damit ein Fabelwesen in der Welt ist. Jetzt finden die einen das sogar gut, weil wir alle sowieso „ in der Hand des Unverfügbaren „ seien, und die anderen schreiben sich an Satiren darüber die Finger wund.

Meine Mutter hatte ein lebenslängliches Problem. „Höre ich dem einen Politiker zu, muss ich ihm recht geben. Aber schon beim nächsten, der etwas ganz anderes sagt, stimme ich ebenso überzeugt zu.“
Es war ihr nicht beizubringen, dass die gleichzeitige Geltung von einander sich ausschließenden Geltungsansprüchen nur dann geht, wenn nicht von der Sache die Rede ist, sondern ein Appell an moralisch-verantwortliche Begutachtung unterbreitet wurde, und über diese geistige Lumperei ihre Zustimmung beigetrieben wurde.
Wissenschaftsgläubigkeit ist ungefähr so intelligent wie der Glaube an die Barbarei eines "erkenntnisleitenden Interesses". (Habermas)

´S Christkindl als Fassadenkletterer

Es war einmal, da freuten sich die Menschen auf den Jahrestag der Geburt eines kleinen Buben, auch bekannt unter dem Namen Jesus. Die Vorfreude nannte man Advent und den Geburtstag Heiligabend.

Viele Geburtstage haben den Buben alt werden lassen. Seinen Mut und seine Vitalität konnte er dennoch bis ins Greisenalter bewahren. Als weißbärtiger, kleinwüchsiger Mann, offenbar ein ehemaliger Artist, liebt er es, allerorten gleichzeitig Fassaden zu erklimmen, stets rot maskiert, und scheut sich nicht vor Hausfriedensbruch, Voyeurismus und noch mancher anderen Untat. Diesen Gnom nennen moderne Menschen Weihnachtsmann.

Was ist nur aus dem Christkind geworden?
(Mit Dank an Hartmut Rencker)

Vorlieben

von Leuten, die eh nichts zu vermelden haben:
Ich würde lieber eine Ungerechtigkeit begehen als eine Unordnung dulden.“ (J. W .v. Goethe, Belagerung von Mainz, 1793)
Bei mir ist es genau umgekehrt.
Ich würde lieber eine Gerechtigkeit erdulden als eine Ordnung zu begehen.

Lieber heiliger Nikolaus,

ich mach das eigentlich gar nicht gern, dass ich wen verpetze.
Aber mein Vati hört überhaupt nicht mehr auf, auf einen gewissen Monsanto zu schimpfen, und da wärs mir schon recht, wenn Du den mal ordentlich verwamst, damit endlich mal das dauernde Geschimpfe aufhört.
Verdient hat der Monsanto seine Schläge eigentlich schon, kann ich Dir sagen. Und wenn Dir andere was Gutes von dem erzählen, vergiss es.
Was ich so mitkriege, geht so:
In Indien haben die wichtigen Leute den maharashtrischen Saatenbanken verboten, weiter die normalen Saatkörner zu verkaufen. Jetzt gibt es da nur noch die gen-manipulierten Saaten vom Herrn Monsanto zu kaufen, die 1000 Mal mehr hinterher ergeben sollen, und auch weniger kosten als die normalen bisherigen Samenkörner.
Das ist doch eigentlich prima, oder? Wart mal ab.
Das Blöde ist nämlich, jetzt hat es da zwei Jahre nicht ordentlich geregnet, und die Ernte ist schon zweimal ausgefallen, und die Bauern können jetzt nicht einfach wie früher ein bisschen von dem Saatgut aufheben für die Aussaat im nächsten Jahr. Warum? Weil dem Herrn Monsanto seine Körner sind „terminator technology“. Dem seine Körner sind keine lebensfähige Sorte, aus der man im nächsten Jahr was Essbares ziehen könnte.
Also muss man wieder zum Herrn Monsanto gehen und wieder seine Körner kaufen, obwohl man das ja gar nicht kann, weil schon von vor zwei Jahren kein Geld mehr aus einer Ernte gekommen ist und die Banken keine Lust haben, ihr Geld auf Nimmerwiedersehen beim Herrn Monsanto verschwinden zu sehen. Dies sei ein Missbrauch des Kreditwesens. Aber das lasse dir lieber von dem Geschwurbel erklären, das mein Vati an der Stelle immer macht, wenn er von der Schuldenfalle labert.
Jetzt denkst Du natürlich, dass die Bauern eben blöd sind, wenn sie sich auf so etwas einlassen, und gehören selber verhaut.
Aber wenn doch kein anderes Korn mehr verkauft wird...! Und wenn 1000 mal so viel herauskommen soll...! Was tätst denn Du da machen? Und außerdem hat der Herr Monsanto versprochen, dass man bei seinem Korn nix mehr von den teuren Insektiziden mehr braucht.
Obwohl, es ist jetzt bei seiner Sorte zweimal so viel Wasser zur Bewässerung nötig, und es hat noch nicht einmal für einmal gereicht in dem staubigen Kontinent, dem staubigen, wie der Vati immer rumbrüllt.
Also ich glaube, Du siehst jetzt ein, dass der Monsanto Deine Rute zu spüren bekommen sollte. Aber tüchtig!!!
Und sag dem lieben Gott einen schönen Gruß, und er soll doch machen, dass wenigstens die Insektizide , mit denen sich die armen Bauern zu zig-Tausenden umbringen, billiger werden, dass es auch mal für Frau und Kinder reicht.

Viele liebe Grüße von Deiner besorgten

Anna Wohlgemuth

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