Ersatz für den Begriff der ins Gerede gekommenen Sache in der veröffentlichten Sphäre.
- Zumeist Euphemismen. Siehe neuerdings „Bürgerarbeit“ als zu schönen Hoffnungen berechtigende Entsorgung von Sockelarbeitslosigkeit, die ihrerseits den älteren Begriff des zur Zwangsarbeit verpflichteten Proleten ersetzt.
Zugelassene Alternativen zum Euphemismus sind:
- penible Nachzeichnung der technokratischen Methodik eines bedeutungsleeren Procedere, die als sinnträchtiges Expertentum erlebt werden soll. Siehe Tagesschau.
-
- Rückführung von Misshelligkeiten zwischen Untertan und Obrigkeit auf missglückte face – to - face Situationen, in denen die Menschen wie Du und Ich nicht auf Ohrenhöhe zugehört haben. Zugrundliegende Gedankenfigur: „Wenn das der Führer wüsste, ...“
Wenn all das nichts nützt, verfängt allemal ein Angriff auf den Sprachregelungskritiker:
- zu pauschal, nicht differenziert genug, das alles sei schon schwieriger...
- zu effekthascherisch,
- Pathologieverdacht:„Was hat der Mann bloß?“,
- die öffentlich-rechtlichen Medien wurden doch ausdrücklich geschaffen, um ein System zu stabilisieren, den demokratischen Rechtsstaat des Grundgesetzes nämlich!!!;
- zu banal;
- der Kritiker beleidigt die Intelligenz der berieselten Köpfe;
- kontrastive Erinnerung an die Nachrichtenverbreitungstechnik der DDR.
- Wir brauchen doch den sozialen Konsens, wir leben davon.
-
Richtig, und sterben tun wir an Euphemismen und Eiertänzen schon auch.
„Auge um Auge
und die ganze Welt wird blind sein.“
- Meint Mahatma Gandhi.
-
Diese pfiffige Verunglimpfung des jus talionis findet lebhaften Zuspruch bei allen Befürwortern der christlichen und der hinduistischen Moral der Gewaltfreiheit als eines uneingeschränkt empfehlenswerten Schadensvermeidungsmechanismus.
Mal abgesehen davon, dass das Vergeltungsprinzip ja keineswegs aus der Welt ist, wenn Jesus sich seit Jahrtausenden aus Gründen der empfehlenswerteren Liebesbotschaft gegen das Verhältnismäßigkeitsprinzip beim Rächen ausspricht, es scheint mir doch die jüdische Regelung eine genau so vielversprechende regulative Idee zu enthalten.
Wenn nämlich jeder weiß, dass der einem anderen zugefügte Schaden im selben Maße auf ihn zurückschlägt, dann wird ihm doch stark nahegelegt, sich aus wohlverstandenem Eigeninteresse heraus von vornherein zu hüten, auf seine in Aussicht gestellte Schädigung hinzuarbeiten.
Das Missliche an beiden Konzeptionen ist, dass es in modernen Staaten Gewaltapparate gibt, die straflos Schaden zufügen können.
Der Oberste Gerichtshof wies heute die Petition einer Überprüfung von Maher Arars Fall abermals zurück, jenem kanadischen und syrischen Bürger, der von der U.S. Regierung 2002 auf seiner Rückkehr nach Kanada entführt worden war auf der Zwischenlandung auf dem JFK Flughafen.
Er war zwei Wochen ohne jede Verbindung zur Außenwelt festgehalten und dann nach Syrien überstellt worden, wo er die nächsten 10 Monate unter Folterungen verbrachte, obwohl ihm – wie jeder Beteiligte zugibt – absolut keine Schuld an nichts zugerechnet werden konnte.
Arar klagte gegen die U.S. Regierung für das, was sie ihm angetan hatte, und letzten November hielt das Bundesberufungsgericht die Verwerfung seines Prozessanliegens aufrecht auf der Grundlage, dass Gerichte kein Recht hätten, in solche Entscheidungen der Exekutive einzugreifen.
Damit haben sich die USA das nächste Recht errungen, Unschuldige zu entführen ohne dabei straffällig zu werden.
Gewiss, gewiss, das ist nur ein einzelner Einzelfall von den zahllosen Einzelfällen der rechtlich geregelten Straflosigkeit beim amerikanischen Zuschlagen quer über den Globus.
Aber die zahllosen anderen massenhaften Schädigungen sind ja bekannt.
Unschuldige Opfer
Wer sich so etwas im Ernst vorstellen kann, der kennt auch schuldige Opfer.
Ein armer Mönch von Skara
Es geht mit mir abwärts, mein Werk ist klein,
Ich armes entlaufendes Schreiberlein,
Ein Bettelmönch, entrechtet,
Vom Kapitel in Skara geächtet.
Ich bin nun ein alter gebrochener Mann,
Zum Teufel geschickt durch den Kirchenbann
Für Totschlag, Aufruhr und Ketzerei
Und vom König erklärt für vogelfrei.
Seitdem ich Lasse, den Domherrn, macht´ kalt,
Da jagte man mich wie den Wolf im Wald,
Doch alles, was die Häscher gefunden,
War die Kutte des Mönchs, der verschwunden.
Ein halsstarriger Mönch, zu Bösem nur klug,
Holt ich insgeheim mir manchen Krug
Aus meines Herrn Abtes Tonne
Und sündigte gern mit ´ner Nonne.
Mit eisernem Arm und stählernem Bein ,
Schlug ich Tagediebe im Wirtshaus klein,
Nach Weibern und Geigern bloß frug ich
Und Lasse, den Domherrn erschlug ich!
In Fremde und Elend ich reuig mich fand,I
Ich lebte von Trebern im fernen Land,
Die den Schweinen zu schlecht gewesen,
Wie in der Vulgata zu lesen.
Doch war ich nicht ganz in Beelzebubs Hut,
Auch wenn er schlecht ist, der Mensch ist gut.
Ich irrte im tosenden Sturm einher,
- Wie der Kahn, der schlingert, gepeitscht vom Meer,
Und endlich doch von den Klippen leck,
Zum Strand wird geschleudert mit losem Verdeck -
Doch lässt sich aus Strandgut und Stücken
Dies alles noch heilen und flicken.
In ein schwarzes Verlies hat man mich gesetzt
Und wie von Bestien ward ich gehetzt,
Die blutgeil die Beute zerreissen
Und fetzen und nagen und beißen.
Sie lehrten mich Todsünde, Tücke und Haß,
Und Bitterkeit trank ich und Galle ich aß,
Ich fühlte verkauft mich und tot und kalt,
Verfallen an des Satans Gewalt,
Meine Hölle war denen ein trautes Heim,
So ging ich dem Haß auf den Leim.
Doch des Wassers Fall und des Waldes Chor,
Und wenn morgens rot die Glut glimmt empor,
Der Regen und seine Lieder, die gaben die Liebe mir wieder.
Der Tau und der Bach und der Vögel Gesang
Der Wiesen Blumen, der Elche Gang,
Im Tannewipfel der Eichhörnchen Spiel,
Die gaben mir wieder Leben und Ziel
Und gaben mir meine Ehre und lehrten mich neue Lehre:
Es ist ja nicht wahr, was ich lernte zuvor,
Dass einer bleibt draußen vorm Himmelstor,
Denn jede Seele geht ein zum Licht
Und Böcke und Schafe, die gibt es ja nicht.
Das Gute ist keineswegs ganz so gut,
Wie selbst es sich dünkt im Übermut,
Das Böse ist keineswegs ganz so schlimm,
Wie selbst es sich quält mit verletzendem Grimm.
Drum sei der Braven Ruhm vergessen,
Beurteilen ist ein misslich´ Vermessen.
Und der hohe Herr, so in Roma wohnt,
Urteilt ganz ohne mich wie von jeher gewohnt,
Samt Mönchen und hohen Priestern,
Doktoren und klugen Magistern.
Der Herr, der da sitzt auf der Burg so hehr,
Der hat wohl Sorgen zu tragen, auch er,
Der Sorge Faust beutelt König und Graf,
Den Kaiser wohl selbst manche Sorgenlast traf,
Sie alle auf Irrwegen suchen,
Wie sollte ich solche verfluchen?
Den Menschen auf Erden das Wandern frommt,
Und niemand weiß, woher er kommt,
Und niemand kennt den Weg, den er misst,
Und niemand weiß, was das Leben ist.
Dermaleinst nach endlosem Streiten
Da dämmern wohl bessere Zeiten,
Wo keiner mehr böse und keiner gut,
Nur Menschen, vereint in der Unkenntnis Flut,
Sie reichen einander die Hände
Und helfen sich an die Strände.
Wenn man mir auch meine Ehre stahl,
Und sitz ich auch einsam im finsteren Tal
Und tagt auch nie besserer Zeiten Licht,
So will ich doch nicht klagen und hadern nicht:
Denn freudig der Vogel singt himmelan,
Am Morgen die Sonne zieht neu ihre Bahn,
Im Frühling blühn Blüten an Bäumen
Nur ich sollte nicht hoffen und träumen?
Vielleicht, wenn ein Jahrtausend verfloss
Wie Wolken hoch über Hütte und Schloss,
Wird ziehn durch den Wald ein Reitersmann,
Und bindet sein Pferd an der Birke an
Und drückt die Klinke und tritt herein
In den Brettverschlag, der einmal mein.
Und findet mein ärmliches Testament,
mit Feder geschrieben auf Pergament.
Dann sagt er : "Sieh da, sieh mal an!
Der hat es gewusst, was nun weiß jedermann,
Was kostete langen, langen Streit
Auf Erden so lange, lange Zeit -
Ein Bettelmönch, entrechtet,
Vom Kapitel in Skara geächtet.“
(Gustaf Fröding 1860-1911)
Die Bundesregierung garantiert auch weiterhin, und sichert machtvoll das Recht der Armut auf ihre Reichen ab.
Versöhnen
Verbum transitivum
Die Verlaufsform eines tatsächlichen Widerspruchs so lange mit dem Ideal des Gelingens traktieren („Pass bloß auf, dich versöhn ich schon auch noch“!!!), bis beispielsweise Finanzkapital und Hartz IV-Tourismus wie besoffene Zechbrüder eingehenkelt dahintorkeln.
Verständnisinnig
Der Verständnisinnige schlürft dem Hartz IV-Empfänger die Tränen vom Antlitz.
Vertrauen
Mein Vertrauen in den Argwohn ist grenzenlos.
Erfahrung
Lehrt unumstößlich die Gescheiten wie die Dummen: dass wir sie hinter uns haben.
Auch die nächste Wahl wird nur ein weiteres mal den Triumph der Unbelehrbarkeit über die Erfahrung bestätigen.
Seht, da kommt der Träumer daher!
Seht, dort tapst der Träumer daher,
Den Kopf gesenkt, der hängt ihm schwer;
Auf einsamem Pfad dieser Spinner will wandern
Und dünkt sich nicht gleich uns anderen andern.
Er spinnt sich Träume, die lästernd lügen,
Dass Mond und Gestirn vor ihm sich biegen.
Er ist unsres Vaters bevorzugter Sohn –
Zählt ihm gerecht auf den Rücken den Lohn.
(Gustaf Fröding 1860-1911)
(Auszüge aus einer angeschwemmten Flaschenpost)
[...] Und so kam es wie es kommen musste.
Nach sieben Tagen auf dieser Insel ohne Flora und Fauna sagte endlich einer, was alle über ihren nagenden Hunger schon seit längerem wussten:
“Machen wir uns nichts vor, meine Herren, wenn wir überleben wollen, müssen wir zu Rate gehen, wer von uns sterben soll, um den Restlichen die Ressourcen zu sichern. Ich bitte um geeignete Vorschläge.“
Die Nominierungen der verschiedenen Anwartschaften auf die Bereitstellung der materiellen Grundlage eines Grillfestes führten zu nichts, weil alle Vorgeschlagenen bescheiden diese Ehre ausschlugen und hinter den anderen zurücktraten oder schlicht Protest einlegten, weil sie den tieferen Sinn dieser humanitären Maßnahmen nicht einsahen.
Schließlich wurde der Antrag gestellt, die Kandidatenliste endlich zu schließen, und zur schriftlichen Wahl zu schreiten.
Unter Berufung auf die Würde des Hauses erging jedoch erbitterter Protest gegen dieses Verfahren. Ein wirklich demokratisches Procedere erfordere mindestens die Wahl eines Vorsitzenden und eines Beisitzers.
Die erhobenen Einwände gegen die Formalitäten und Gepflogenheiten einer Geschäftsordnung gipfelten wegen Dringlichkeit in einer Resolution unverzüglicher Auswahl, die aber daran scheiterte, dass die mindestens einen Tag aufliegen müsste, und dadurch gerade jene angestrebte Beschleunigung des Gesetzgebungsverfahrens verhindern würde.
Dem Antrag auf Schluss der Debatte wurde stattgegeben, und ein Wahlgremium aufgestellt, bestehend aus dem Vorsitzenden, dem Schriftführer, drei Komiteemitgliedern und dem Beisitzer.
Nach einer erstaunlich zügigen internen Beratung verkündete der Wahlausschuss die drei Kandidaten fürs ressourcensichernde kommende Dinner und das Frühstück.
Ein (der Redaktion namentlich bekannter) Versammlungsteilnehmer erhob sich und stellte den Antrag, den soweit ja ganz ordnungsgemäßen Vorschlag dahingehend abzuändern, den doch sehr zähen Kandidaten 2 gegen einen von erklecklicherem Nährwert auszutauschen. Auch im Falle von Kandidat 3 – bei aller Übereinstimmung im Grundsätzlichen – müsse man darauf bestehen, dass, was hier verlangt sei, nämlich Masse – Substanz, Gewicht, Nahrhaftigkeit, eben Masse nur in einem sehr begrenzten Umfange vorhanden sei.
Diesem Ergänzungsvorschlag wird aufs allerentschiedenste widersprochen. Bei einem ernsthaft durchgeführten Vergleich der Kandidaten ergebe sich auch ohne Hinzuziehung eines Gutachters der gewünschte Kalorienüberschuss aus der körperlichen Länge der Erkorenen, die das Auge täusche. Es ergebe sich so eine Präferenz für eine eindeutige Verwerfung des Ergänzungsantrags. (Anhaltender Beifall)
Die sich anschließende, ziemlich heiße Debatte über einen eventuell einzurichtenden Gutachterausschuss endete im Antrag auf Abstimmung.
Abgelehnt.
Dagegen wurde dem ersten Antrag stattgegeben. Nunmehr folgte die engere Wahl.
Fünf Abstimmungen verliefen ergebnislos. Beim sechsten Wahlgang wurde Herr Harris gewählt, und zwar einstimmig, aber mit Ausnahme seiner eigenen Stimme. Infolgedessen wurde der Antrag gestellt, seine Wahl durch allgemeine Akklamation zu bestätigen, was wiederum erfolglos war, weil er auch jetzt gegen sich selbst stimmte [...]
Und so weiter in der demokratischen Methode verantwor-tungsvoller Gesetzgebung, die immer seliger denn nehmen ist, von den Beteiligten im Laufe der nächsten Tage aber als sehr zufriedenstellend eingeschätzt wurde. Harris beispielsweise hätte gar nicht besser und bekömmlicher zubereitet sein können. Der etwas ältere Kandidat habe zwar schon einen gewissen Hautgout gehabt, aber was den inneren Nährwert und die Zartheit des Fleisches angeht, musste man ihm doch den Vorzug vor Harris geben.
[...]
… Ich schreibe es mit entkräfteter und zitternder Hand: unser ordnungsgemäßes, demokratisch einwandfreies Verfahren der Ressourcensicherung bewahrte uns nicht vor dem endlichen Aufbrauchen der Ressourcen.
Soll das heißen, dass die Rechtmäßigkeit der Herrschaftsmethode nur dazu dient, Hindernisse und Grenzen auf dem Weg in den endgültigen Ruin niederzulegen?
(Mit Dank für Idee und Formulierungshilfen an Mark Twains „Kannibalismus in der Eisenbahn“)
Das, was dir blüht, Geselle, wenn du keine Mittel hast, es zu verlassen.
Vergnügungssucht
Wenn ich die Wahl habe zwischen einem Fernsehspiel und einem Fußballspiel, so wähle ich einen Aphorismus von Karl Kraus.
Das Vergnügen dauert ganz einfach länger.
Zuschauersportberichterstattung
Artgerechte Bodenhaltung im Menschenzoo.
Sport
Erzählt man mir, sei eine Sprache, die ohne Worte Generationen verbindet.
Was müssen diese Generationen gelitten haben, bevor jetzt endlich der Sport auf dem Verbandsplatz (Feldlazarett) so verbissen wortlos sich ans Verbinden macht!
Niveauverlust
Wird gemeinhin mit Popularitätsgewinn bestraft.
Gereimte Ungereimtheit
Wer da glaubt, er sei der Echte,
der allein das Rechte dächte,
weil er für das Gute fechte,
braucht dazu die höh´ ren Mächte.
Lebenskunst
Besteht darin, zuhause geistig rumzuzigeunern, als ob man auf Reisen wäre.
Das ist jetzt über 30 Jahre her. Wir demonstrierten mal wieder, was und wo die Polizei uns das erlaubte.
Der Demonstrationszug ging auch an einem großen Würzburger Kaufhaus vorbei, in dessen erstem Stock zufällig gerade jene Herren speisten, gegen deren Entscheidungen es ging.
Da flog ein abgenagter Kotelettknochen durchs geöffnete Fenster.
Dass da kein Missverständnis aufkommt: von oben innen nach unten aussen.
Das eingebildete Menschenrecht
auf Verwertung meiner Arbeitskraft stößt sich gar nicht mit dem tatsächlichen Menschenrecht auf freie Verfolgung der Interessen, denen sich anzudienen für die meisten unumgänglich ist.
Experiment
„Ich zeichne dir hier mal einen Autobus im Profil.
Schau her.
Hier das ist der Busaufbau, mit Motorhaube, damit man ihn besser erkennt. Da vorne und hinten das Runde, das sind die Reifen.
Und die Kästchenreihe da oben das sind die Seitenfenster. Da vorne mach ich noch einen Scheinwerfer. So, fertig.“
„Ja, das ist ein Bus. Gut zu erkennen. Aber was soll das?“
„Dir fällt also nichts daran auf?“
„Nee, sollte denn?“
Ich deute das mal als einen Beweis dafür, dass die Normalos ganz und gar unpraktisch denken. Ihnen genügt schon die Vorstellung von /das Symbol der Sache. Dann sind die damit schon fertig und zufrieden.
In den Bus wird nie einer einsteigen können.
DER HAT KEINE TÜRE!
Aber der Bus als Wille und Vorstellung genügt ja schon.
Erhebend und erschreckend zugleich, dass keiner Wert darauf legt, damit wegzufahren. Noch nicht einmal im Bild.
So kommt es , dass in der sie beseligenden Abstraktion alle Welt frei und gleich mit ihresgleichen an der Haltestelle von einem Fuß auf den anderen tritt .
Experiment II
Die Jugend gehört der Zukunft.
Sie haben doch auf Anhieb diesen Satz richtig gelesen? Und wenn nicht, was hieße das ?
Einen Gedanken daraufhin abzuhorchen, inwieweit er mich bestätigt, oder sich gegen meine Vorstellung aufmandelt, also sich an mir und meinem Menschenrecht vergeht, geht schnurstracks an jedem gedanklichen Angebot vorbei.
Es gibt tatsächlich alles, wovon die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften daherreden. Man muss eigentlich nur die in ihnen sowieso nicht gegebenen Gründe und ihre obskure Ordnungsstiftung an Stelle des Zusammenhangs der Sache vernachlässigen.
Das lächerlichste daran: das Vorschriftenwesen der METHODIK, eine Art interesseloser Rollator, allerdings ohne denjenigen, der schiebt.
Der Gedanke geht freiweg. Und wo auch immer er hingehen mag, irgendwie scheint er immer einem auf die Füße zu treten.
Competitive Society
Da gibt es so ein paar Schlauberger, die stellen die "Verpflichtung", sich der allgemeinen Moral, dem "Sollen", anzupassen, in Frage, weil es ja eh eine ultimativ gültige, absolute Moral nicht gibt.
Als intellektueller Zeitvertreib scheint mir das ganz unschädlich.
Diese Berechenbaren gehorchen halt dann zwangsweise den geltenden Normen oder bedienen sich auch schon mal manipulativ ihrer Normenkenntnis beim Linken. (Substantivierung einer beliebten Bewährung im „Competitiven“)
Ich fürchte mich eher vor Leuten, die es mit dem Absoluten und dem Ultimativen haben. Da hört sich nämlich alle reflektierte Anwendung verinnerlichter Normen auf, und das distanzlose Engagement der Bekenner flüchtet zu den Fahnen.
Fanatiker
Sind ehemalige grund- und bodenloselose Skeptiker, die endgültig die Schnauze voll von sich haben.
Im Supermarkt
„Mama,“ höre ich, ein seine Tränen unterdrückender, sentimentaler alter Herr, einen kleinen Knirps neben mir laut und deutlich sagen “könntest du nicht bitte den hier kaufen?“
Und genau so „matter of fact“:
“Oder können wir uns den auch nicht leisten?“
Für ein gutes Gewissen
Taugt ein schlechtes Gedächtnis
als Ruhekissen.
Folgendes haben wir so, oder ähnlich aus gewähltem Sprachrohr für verbindliche Sichtweisen gehört:
Möglichkeiten für Einsparungen in Milliardenhöhe sehen die freiwilligen Propaganda-Minister für allgemeine Rechtfertigungen im Bereich Hartz IV und der Arbeitslosenhilfe:
«Hier muss etwas geleistet werden. Die zuständige Ministerin ... hat bereits darauf hingewiesen, dass wir im Sozialsystem Leistungen haben, die nicht dazu dienen, Arbeitslose wieder in reguläre Arbeit zu bringen», sagte zuletzt einer aus dieser Riege von Ringern im Konsolidierungskampf des Kapitalverhältnisses.
Das ist eine tolle Leistung: das Urteil der Nazis über die Verursacher der mal wieder nicht so recht klappenden Reproduktion lautete weniger elaboriert, aber ebenfalls:
„Arbeitsscheues Gesindel“.
Die Kleinsprecher
Die da sagen, sie hätten doch nur eine Meinung geäußert, geben ganz schön an. Sie haben doch bloß die eine.
Reines Gewinnstreben
sei nicht das allein Seligmachende, höre ich.
Und zu dem Gebaren der Landesbanken liest man: Alle Maßnahmen öffentlicher Einrichtungen müssen einem öffentlichen Zweck dienen; das schließe eben ein reines Gewinnstreben aus.
Dabei gibt es doch gar kein reines Gewinnstreben, meint die Gegenseite. Dem verantwortungsbewussten Unternehmer gehe es um strategische Ziele wie Wachstum, Sicherheit, und Arbeitsplätze, nicht wahr? So steht es jedenfalls im Lehrerhandbuch, das manches für zu kurz gegriffen hält.
Jetzt mal im Ernst.
Und wie sähe nun ein unreines Gewinnstreben aus, oder ein „ein Stück weit“ verunreinigtes, oder ein porentief reines? Auf die Ergebnisse der Ethikkommission über die „sozialverträgliche Relativierung der Zielkonflikte im ökonomischen Handeln“ braucht man nicht gespannt zu sein.
Denn ist es nicht vielmehr so, dass alle die schönen genannten Ziele der menschenfreundlichen Sozia-debilität beim Profitmachen erst gar nicht zum Zuge kommen werden, wenn da nicht scharf auf den zu maximierenden Gewinn aufgepasst wird? Da ist gar mancher im Falle der Unaufmerksamkeit die längste Zeit Kapitalist gewesen.
Aber es geht da plötzlich in den verseuchten Köpfen mal wieder zu wie am Mittagstisch:
„Die ...Suppe... ist... ver...SALZEN.“
„Ich hab doch nur ein ganz klein bisschen Salz drangetan, Schatz.“
„Weniger wäre wirklich mehr gewesen.“
„Aber Schatz, die letzte Enquete der Ernährungskommission...“
„Dein reines Salzstreben geht mir schon länger auf den Blutdruck.“
„Sag ich doch, der ist viel zu niedrig. Da kann ein bisschen Salz nicht schaden.“
...
Usw. im Versuch der Quantifizierung des Bestimmungslosen.
Aber nur bei Geschmacksfragen schadet die willkürliche Maßgabe der Subjektivität wirklich nur der Harmonie.
Bei Fragen der Konkurrenz kann man damit schon mal auf dem Misthaufen der Geschichte landen.
Nach Marx
Kam der Marxismus: das Transformatorhäuschen am Fuße des Wasserfalls.
Aber Licht, immerhin.
Beitrag zur Aggressionskunde
Jede Weigerung, einen ruchbar gewordenen Fehltritt öffentlich zu bereuen, zieht unweigerlich einen oder mehrere Fußtritte nach sich.
Die wegen 1,30 Euro gekündigte Supermarktkassiererin „Emmely“ will beim Bundesarbeitsgericht in Erfurt an diesem Donnerstag ein generelles Umdenken im Arbeitsrecht erreichen.
„Ich hoffe, dass erkannt wird, dass mit zweierlei Maß gerichtet wurde und dass die Richter dies korrigieren und die Rechtsprechung im Allgemeinen überdacht wird“, sagt sie.
Ferner meint sie, dass eine Abmahnung in ihrem Fall ausgereicht hätte und dass beispielsweise ein Manager wegen einer solchen Bagatelle nicht entlassen worden wäre.
Die bisherige Auffassung der Rechtsprechung beharrt aber vorläufig zu recht auf der Unvergleichbarkeit der Fälle:
Die Manager begehen keinesfalls einen Vertrauensbruch.
Die bedienen sich doch großzügig des ihnen großzügig entgegengebrachten Vertrauens.
Hinterhältig
Sein Interesse zu wahren, ist unter den gegebenen Bedingungen zwangsläufig die Schädigung des Kontrahenten. Der Volksmund, der alles weiß, nur nicht den Zusammenhang, rät deswegen dazu, nicht vertrauensselig zu sein.
Wie denn nun? Er verdammt den Hinterhältigen, weil er sich selbst in seinen Zwängen als Konkurrenten sehr genau kennt ebenso wie den Vertrauensseligen, der sich als lieber Mitmensch hat übertölpeln lassen?
Quod licet jovi....
Es liegt durchaus kein zweierlei Maß in der moralischen Beurteilung vor, wenn dem Außenministerium sein hinterlistiger Erfolg beim Wahren unserer Interessen nicht angekreidet wird.
Das ist nämlich die hohe Kunst der Diplomatie, die es ohne die Hintertür und ohne den doppelten Boden der hermeneutischen Revision des eigenhändig zubereiteten Missverständnisses nicht gibt.
Von da her rührt die Beliebtheit des Außenministers: Rechtsuntertan und Repräsentant sind sich herzlich einig im Maßstab des Erfolgs.
Deswegen wäre es auch ganz schlecht, wenn der Reiseonkel mal mit leeren Händen nach Hause käme.
Sich positionieren
Die Instrumentalisierbarkeit der Moralismen fällt auf etwas in der Moral zurück, das danach geradezu schreit.
Oder sollte ich etwa ein öffentlich angemeldetes Interesse verpasst haben, das sich nicht als höheres gemeinsames mit gemessenen Worten oder dem Brustton der Überzeugung einführte?
So sind die Mores, so sie uns lehren:
Man kann als Politiker auch strikt gegen seine Parteiprogrammatik votieren, wenn es der Neupositionierung im Hinblick auf den Machterhalt dient.
Das Schrecklichste, was sich ein Demokrat vorstellen kann, ist ein Machtvakuum. Da ist nämlich nicht einmal er mehr drin.
Du hast´s gut, du hast´ s hinter dir, Adorno.
Vor nichts hatte Adorno so viel Angst wie vor dem Zuschlagen der pausbackigen Vulgarität, die sich auch noch auf ein Recht qua Demokratität dazu berufen kann.
Wenn einem bei den "sozialen, ausgewogenen und gerechten" Verlautbarungen des versteinerten Gesichts unseres verspäteten BDM-Mädels schlecht wird, langt das als Alarmzeichen, dass hier ein legitimer Vergewaltigungsversuch durch den demokratischen Faschismus vorliegt.
Wer mit dem Staat ins Bett geht, sieht sich am besten bei Zeiten nach Argumenten für seine freiwillige Prostitution um.
Variationen über ein Motto von Leonardo da Vinci
Motto: „Wir sind alle Exilierte und leben im Rahmen eines seltsamen Gemäldes. Wer das weiß, lebt groß. Die anderen sind Insekten.“
…………………………….Leonardo da Vinci (In einem Brief an Gabriele Piccolomini)
Unheimisch sein, weil das Umgetriebenwerden in den ausweglosen Zwangsverheimatungen der Herde vermieden wird, zugunsten einer Zugehörigkeit zum Such-Trupp, ist nicht die schlechteste Verworfenheit, die einen treffen kann.
Einmal einer anderen, durchaus hiesigen, Welt bewusst geworden, der Welt des Geistes, ereilt einen eine Perspektive, in der alle Wertschätzungen des gewöhnlichen Lebens als Verzerrungen erscheinen, als widerliche, ungenießbare Concocte. Kafkas „Hungerkünstler“ war einer von diesen unverächtlichen Kostverächtern.
Und umgekehrt: man hat sich aus dem Blickwinkel der Herde genüsslich und neugierig am Bäumchen Mata Cavalo (Pferdetod) geschubbert, damit das Jucken endlich aufhört, und die Herde verstößt einen des unverkennbaren Geruchs wegen. Man ist in der Nichtzugehörigkeit angelangt.
Wer "trotz gütiger Ermahnungen und Gebete" überheblich bleibe, soll "aus der frommen Herde ausgestoßen" werden. (Ordensregel der Templer)
Die missbilligenden, christlichen Verächter der lasterhaften Neugierde, die sich aus dem Sauerkohlgeruch des Viertels hinaustraut, werden zuverlässig an dem erkannt, was sie den Heiden aus verantwortlichem Sozialgefühl heraus antun, während die von ihnen Ausgegrenzten leicht identifiziert werden können an dem, welchen sozialen Unterlassungen sie sich verschrieben:
- Sie töten nicht;
- konkurrieren nicht;
- prahlen nicht;
- meiden Zusammenrottungen von mehr als sechs Personen;
- halten es mit den Urteilen, statt zu verurteilen;
- halten sich von kollektiven Berauschungen (Fußballmeisterschaften und allen anderen Nationalismen) fern;
- halten Niveau für ein Relativpronomen;
- halten die Schnauze, wenn sie nichts zu sagen wissen und schauen eine Sache so lange an, bis sie mit dem von ihr Unterschiedenen im Begriff identisch wird.
Geschwätz bedrückt sie, und Comedy macht sie weinen.
Diese verhassten Feynsinnigen, denen es auch noch gleichgültig ist, wenn man ihnen mit ihrem „Geistesaristokratismus“ kommt, sprechen nicht auf den Märkten, ihre Freunde sind ihnen keine Herausforderung, und an ihren Feinden mögen sich die anderen - von ihnen Geschädigten - rächen.
Selbsterkenntnis hat sie gelehrt, Neid und alle Ableitungen des tierisches Rivalisierens aus ihrem Leben zu verbannen.
Die Fragebögen in den Bewerbungsunterlagen sind von Psychologen entworfen, die diese Irrläufer der Evolution aussondern und ihre irrtümliche Anstellung verhindern sollen.
Sie erkennen einander an ihrer freundlichen Distanz, denn ihnen ist klar, dass mehr als zwei schon ein Haufen mit seinen Gesetzen ist.
Es macht ihnen nichts aus, wenn ihr gelegentliches Aufflackern im Wald der Dinge als Irrlicht gedeutet wird.
(Sorry, dass den Beiträgen nicht zu entnehmen ist, zu welcher Rubrik sie nun gehören. Dies hier wäre ein Beitrag zu der Abteilung „Literatur“.)
Ich weiß gar nicht, was die Demokratieidealisten immer gegen den Stimmenkauf haben.
Da nach der Wahl sowieso nichts Einklagbares geschieht, haben in diesem ehrwürdigen antiken Verfahren die Stimmenverkäufer wenigstens vorher und vorübergehend etwas vom Verzicht aufs Selbermachen.
Zumal den Heutigen noch nicht einmal die Zusage von „Brot“ gesichert ist, sondern bloß noch die „Spiele“.
Und außerdem:
- „Man sagt mir, es gingen noch viele zugrunde.“
„Ist schon möglich, da groß solch Öflein!“. (Juvenal, Satire X. 78 ff.)