Samstag, 3. Juli 2010

Wahl-Krimi

Glückliche Wortfindung für eine unterhaltsame kulturelle Veranstaltung für die Liebhaber des Genres.
Man hätte sich aber doch ein deutlicheres Herausarbeiten des Bösewichts gewünscht.
Auch die Guten hatten über die üblichen Klischees hinaus wenig eigenständiges Profil. Relief erhielten diese Kasperles überhaupt nur aus der Kontrastierung mit dem Krokodil.
Leider war der Ausgang schon früh vorhersehbar.

Gegen die Kritik interessierter Innungen an der Wahl der Fieslingsfigur bleibt zu erinnern: Kunst und ihre kurzweilige Lustbarkeit hat mit der Wirklichkeit nur unbeabsichtigte Ähnlichkeiten.

Vernunft
Die Vernunft sei eine Hure, meinte Luther.
Und da muss man ihm unbedingt recht geben.

Aber wie wenige machen doch von diesem Angebot an alle Gebrauch!

Vernunftprediger
Mögen tu ich sie ja auch nicht.
Aber es sind verdächtigerweise seit je her die Gewaltliebhaber, die immerzu Stimmung machen gegen die Vernunftprediger.

Zukunft
Die Zukunft, wenn sonst schon nichts, ist euch sicher.

Als deren Architekten bieten sich an: vorwiegend ehemalige Lehrer, die gemerkt haben wie aufreibend dieser Beruf ist; entlaufene Naturwissenschaftler und verkrachte Juristen, sozusagen künstlerisch ambitionierte Dilettanten, die gerne in corpore vivo herummantschen.

Darüber blutige Witze zu reißen verbietet sich: das ist einer.

Xenophobie (= Fremdenfurcht)
Wie der Name schon sagt, haben die Fremden – zu ihrem Glück !- Angst vor uns.
Sonst müssten wir doch glatt so tun, als hätten wir Angst vor denen Ausländern, denen!
Und ihrer Liebe zur Gewalt.

Völkerfamilie
Gell, das hätten Sie jetzt nicht gedacht, dass Sie so viele Verwandte haben!?
Andererseits, so wie das sich zankt und gerade an Ihren Geburtstagen immer klamm ist, hätten Sie wirklich schon früher drauf kommen können.


Wunsch
Es wäre gut, wenn die Linken mir meine Idee klauen würden, noch bevor die Rechten meine Begriffe besetzen.

Recht betrachtet, sind das schon zwei Wunschträume.

Freitag, 2. Juli 2010

Einwort-Weltanschauungen

Die einen führen Freiheitskriege quer über den Globus, die anderen sagen dazu Befreiungskriege.
Wohlgemerkt: diese beiden Geräusche stehen seit den napoleonischen Kriegen jeweils für ein und die selbe Gemetzelserie.
Das hat Folgen. Die einen sind Patrioten, die anderen Terroristen.

Ist der Terrorist erfolgreich, avanciert er zum patriotischen Staatsmann.

Unsterblichkeit
der Seele war den Juden zunächst völlig unbekannt, und wurde zu Jesu vermuteter Lebenszeit sehr kontrovers unter den damit berufsmäßig Befassten diskutiert.
Kaum brauchte man fürs kriegerische Abschütteln der römischen Fremdherrschaft Heroen, säuselte der plötzlich geeinte Klerus von ihr als einem jenseitigen Lohn.

Der „Nicht- mehr- so- ganz- Junge- vom- Berge“ sagt:
Ein guter Rat ist einer, auf den du als gedanklichen Schluss aus einer geschilderten Sachlage ganz von allein kommst.
Beispiel:
Wenn du einen fragst, was du nun eigentlich machen sollst, wird er dir entweder sagen, dass er es auch nicht weiß.
Oder er wird die günstige Gelegenheit nutzen, einem leichtgläubigen Tropf zu sagen, was der für ihn machen soll.

Kurz vor dem Ausschalten
des Fernsehers höre ich eine selbstgefällige Fresse sagen:
Deutschland hat eine Zukunft, die uns aufgegeben ist...“
Den ersten Teil des Satzes sollte man mit Fug und Recht und überhaupt erwarten dürfen, ist also eine Banalität, die jedoch in der Spezifizierung des sich anschließenden Relativsatzes zum Horrorszenario wird: dem Sprecher und Seinesgleichen wird hier ein ihnen aufgegebenes Pensum reserviert, bei dessen exklusiver Erledigung zu befürchten steht, dass Deutschland möglicherweise seine Zukunft gehabt haben wird..

Qualität
liegt dann vor, wenn der eingebaute Verschleiß erst nach Ablauf der Garantiezeit zuschlägt.

Viele Milliarden Stabilisierungs- und Aufbaugelder später...

(Aus einem Bericht unseres Auslandsreporters vom Planeten Globo)

"...Die monotone Einförmigkeit dieses Planeten ist inzwischen sein augenfälligstes Kennzeichen.
Jede auf ihre Vielfältigkeit und Unterschiedenheit bedachte lebende Einheit steckt in lebenserhaltenden Kuben in Vorstädten und Städten, alle werden gefüttert und gekleidet von dem selben militärisch-industriellen Komplex.
Wo du auch hinschaust sind die Ureinwohner verstöpselt und verbunden mit kleinen Mäusekinos (Bildschirmen) auf die sie täglich die allgemein gebilligten Bewusstseins-Updates herunterladen. (Derzeit die rechte Auffassung zu einer Integrationsfigur, also einer populären Projektionsfläche titels Präsident.)
iPods, notebooks, quadratische Monitore und die überall präsenten TV Schirme in Empfangsräumen, Bars, Wartesälen, sogar in Taxis, kneten das öffentliche Bewusstsein durch und konditionieren seine erwünschten Reaktionen auf eventuelle unglobalonische Umtriebe.
Diese können leicht definiert werden. Das ist nämlich all das, was nicht aus der Metropolis, von Microsoft oder vom Meckermann - Mart kommt.

Für so einen Riesenplaneten ist das „Globale Bewusstsein“ außerordentlich eng und provinziell. Seine Bewohner haben für die Welt da draußen in etwa so viel Verständnis wie der einst aus der Auster hervorgemendelte Pfahlbürger.

Und dennoch ist da eine gnadenlose Geschäftigkeit der Globalonen. Diese Sorte von ständiger Bewegtheit in Bewegungen, die signalisieren, dass alle daran Beteiligten alle Hände voll zu tun haben. Aber man wird nicht recht schlau daraus, was das alles mal sein soll, wenn es erst mal fertig ist..."

(Mit Dank für diesen - von mir adaptierten - Einfall an Joe Bageant und mit einem empfehlenden Verweis >
http://www.informationclearinghouse.info/article25832.htm
auf den ganzen, giftigen und sehr unamerikanischen Artikel.)

Pocketbook
Würde man auf Anhieb mit „Taschenbuch“ ganz richtig übersetzen.
Da aber alle der öden Egalité huldigen, ist jeder, der in etwas blättert, worin man blättern kann, ein Gleicher unter Gleichen.
So zückt eben der eine mit dem pocketbook sein „Notizbuch“, der andere liest halt in den Scheinen seiner „Brieftasche“.
Merke:
Der Wortinhalt, seine Bedeutung, wird zwar innerhalb des jeweiligen sprachlichen Codes durch den Kontext näher bestimmt, aber in der gesellschaftlichen Wirklichkeit gaaanz anders.

Vierte Macht
Die Freiheit der Presse sei deswegen ein schützenswertes Gut, weil sie als vierte Macht im Spiel mit den drei anderen irgendwie regulierend mitspiele.

Das sollte man ernst nehmen. Das sind MITMACHER.

Ach so, Kontrollfunktion!
Ja wo war denn die Presse bei der Vorbereitung der gelaufenen und laufenden Ruinierung des Planeten und seiner jeden Krieg kritisch kommentierend begleiteten Bewohner?
Soviel ist richtig: Bei jeder Schweinerei ist sie dabei, als brühwarm sprudelnder „A-Dabei“.

Unverzichtbar ist die von der Journaille hergestellte Öffentlichkeit allerdings schon. Schließlich braucht die bleibende Grundlage ihres Geschäftszweigs, nämlich die Unzufriedenheit der untergebutterten Interessen, einen Betreuer, der im kritischen Einvernehmen zwischen aufrecht zu erhaltender Staatstreue und verdrossenem Bürger-Unmut vermittelt:
Vorwärts zum optimierten Staatswesen über die schuldigen Drecksäue, die ich euch täglich liefere.“

Wachstumsideologie
Wachstum um des Wachstums willen ist die Weisheit der Krebszelle.

Mittwoch, 30. Juni 2010

Vorsicht, Literatur!

Jonathan Swift:
Textauszug aus: Bescheidener Vorschlag, wie man verhüten kann, dass die Kinder armer Leute in Irland ihren Eltern oder dem Lande zur Last fallen, und wie sie der Allgemeinheit nutzbar gemacht werden können (1729)


Es ist ein trauriger Anblick für diejenigen, die durch unsere große Stadt gehen oder über Land reisen, wenn sie sehen, wie die Strassen, die Wege und die Eingänge zu den Hütten von Bettlerinnen wimmeln, die, umgeben von drei, vier oder sechs völlig zerlumpten Kindern, jeden Passanten um ein Almosen angehen. Statt ehrlich ihr Brot verdienen zu können, sind diese Mütter gezwungen, sich den ganzen Tag herumzutreiben, um den Lebensunterhalt für ihre hilflosen Kinder zu erbetteln. Die Kinder werden, wie sie heranwachsen, entweder aus Mangel an Arbeit zu Dieben, oder sie verlassen ihr liebes Heimatland, um in Spanien für den Kronprätendenten zu kämpfen oder sich [auf die Zuckerrohrplantagen] nach Barbados zu verkaufen.

(...)Ich werde deshalb jetzt bescheiden meine eigenen Gedanken darlegen, gegen die es, wie ich hoffe, keinerlei Einwände geben wird.
Von einem sehr sachverständigen Amerikaner meiner Bekanntschaft in London ist mir versichert worden, dass ein junges, gesundes, gutgenährtes Kind im Alter von einem Jahr eine äußerst wohlschmeckende, nahrhafte und bekömmliche Speise sei, gleichviel, ob geschmort, gebraten, gebacken oder gekocht, und ich zweifle nicht, dass es in gleicher Weise zu Frikassee oder Ragout taugt.
Deshalb stelle ich es in aller Bescheidenheit der Öffentlichkeit anheim zu erwägen, dass von den bereits aufgerechneten einhundertundzwanzigtausend Kindern zwanzigtausend für die Zucht zurückbehalten werden sollten; davon braucht nur ein Viertel männlichen Geschlechts zu sein, was mehr ist, als wir bei Schafen, schwarzen Rindern oder Schweinen dafür vorsehen.

Mein Grund ist der, dass diese Kinder selten Früchte einer Ehe sind, eine Formalität, die von unseren Wilden nicht weiter beachtet wird, und daher reicht ein Männchen auf vier Weibchen aus. Die übrigen hunderttausend können, wenn sie ein Jahr alt sind, vornehmen und reichen Leuten im ganzen Königreich zum Kauf angeboten werden, wobei man die Mutter stets dazu anhalten sollte, sie im letzten Monat reichlich zu stillen, um sie fleischig und fett für eine gute Tafel zu machen.
Ein Kind reicht für zwei Gerichte zur Bewirtung lieber Gäste, und wenn die Familie allein speist, so ergibt ein Vorder- oder Hinterviertel ein annehmbares Gericht; mit etwas Pfeffer oder Salz gewürzt, wird es gekocht noch am vierten Tag sehr gut schmecken, besonders im Winter.
Ich habe ausgerechnet, dass ein neugeborenes Kind im durchschnitt zwölf Pfund wiegt und im Laufe eines Sonnenjahres bei leidlicher Fütterung bis auf achtundzwanzig Pfund zunimmt.Ich gebe zu, dass diese Speise etwas teuer wird, und eben deshalb ist sie für Grundbesitzer besonders geeignet; denn da sie bereits die meisten Eltern verschlungen haben, steht ihnen gewiss auch das erste Anrecht auf die Kinder zu....

Ich hatte bereits die Kosten für die Aufzucht eines Bettlerkindes (zu welcher Kategorie ich alle Häusler, Arbeiter und vier Fünftel der Pächter rechne) einschließlich seiner Lumpen auf etwa zwei Schilling im Jahr berechnet; und ich glaube, kein feiner Mann würde sich sträuben, für ein gutes, fettes Kind zehn Schilling pro Stück zu zahlen, das, wie ich bereits gesagt habe, vier Mahlzeiten von ausgezeichnetem, nahrhaftem Fleisch ergibt, wenn er nur mit einem besonders guten Freund oder der eigenen Familie zu Tisch sitzt. So wird der Landjunker lernen, ein guter Grundherr zu sein. und sich bei seinen Pächtern beliebt machen; die Mutter wird acht Schilling Reinverdienst haben und arbeitsfähig- bleiben, bis sie das nächste Kind hervorbringt.

Wer sparsamer ist (wie es, das muss ich zugeben, die Zeit erfordert), kann die Haut abziehen; kunstvoll gegerbt, wird sie vortreffliche Handschuhe für die Damen und Sommerstiefel für feine Herren liefern.

Was unsere Stadt Dublin angeht, so könnten zu diesem Zweck in den am bequemsten gelegenen Stadtteilen Schlachthäuser eingerichtet werden; an Metzgern dürfte es aller Voraussicht nach nicht fehlen, obwohl ich eher anrate, die Kinder lebend zu kaufen und sie noch warm nach dem Schlachten zuzubereiten, wie wir es mit Spanferkeln machen.

Eine hochangesehene Persönlichkeit, ein wahrer Freund seines Landes, dessen Tugenden ich überaus schätze, hatte kürzlich die Liebenswürdigkeit, bei einem Gespräch über diese Angelegenheit noch eine Verbesserung zu meinem Plan vorzuschlagen. Er sagte, dass viele vornehme Herren unseres Königreichs in letzter Zeit ihren Rotwildbestand ausgerottet hätten; deshalb glaube er, dass der Mangel an Wildbret gut durch die Leiber jünger Burschen und Mädchen nicht über vierzehn und nicht unter zwölf Jahren ausgeglichen werden könnte, zumal eine so große Zahl beiderlei Geschlechts in jedem Bezirk nahe daran sei, aus Mangel an Arbeit und Stellungen zu verhungern; und diese könnten von ihren Eltern - falls sie noch leben - oder sonst von ihren nächsten Verwandten veräußert werden.
Indes bei aller gebührenden Hochachtung gegenüber einem so ausgezeichneten Freund und so verdienten Patrioten kann ich seinen Gedanken nicht ganz beipflichten; denn was die Männchen angeht, so hat mir mein amerikanischer Bekannter aus häufiger Erfahrung versichert, dass ihr Fleisch wie das unserer Schuljungen infolge vieler körperlicher Bewegung im allgemeinen zäh und mager und ihr Geschmack unangenehm sei, und sie zu mästen, würde die Kosten nicht lohnen. Was ferner die Weibchen angeht, so wäre es, wie ich mir ergebenst zu bemerken gestatte, ein Verlust für die Öffentlichkeit, weil sie bald selbst Nachkommenschaft hervorbringen würden. Außerdem ist es nicht unwahrscheinlich, dass einige bedenkliche Leute geneigt sein könnten, ein solches Verfahren (wenn auch sehr zu unrecht) zu kritisieren, weil es ein wenig an Grausamkeit grenze, was für mich, wie ich gestehe, stets der stärkste Einwand gegen jeglichen Plan gewesen ist, so gut er auch gemeint sein mochte.(...)

Vorhersagbarkeit
Gibt man die Suchbegriffe „Sozialpsychologie Wut Hass“ ein, erschnüffelt der google-Hund ungefähr 13.700 Einträge.

Man braucht nicht einen davon aufzurufen, um zutreffend prognostizieren zu können, dass darin Hass und Wut den Geistesschwachen zugeordnet werden, und die wahre Geistesgröße dem Leiden einen Sinn ablauschen wird.

Man verstehe dieses Memorabile als einen Beitrag zur Seuchenkunde.

„Freiheit macht ja so arm...“

- „Das ist ja mal wieder eine deiner typischen schamlosen Übertreibungen!“
- „...wie die Lohnabhängigen auf dem Arbeitsmarkt der Freien.“

Emotionale Intelligenz
ist ein Widerspruch in sich, so eine saloppe Art "gleitender Logik der Seele".

Trotzdem gibt es - außer Büchern über den herbeidefinierten Gegenstand - Management-Seminare zur Verbesserung der Führungskompetenz von ganzheitlich gestalten wollenden Führungskräften.

Die Dummheit manipulativer Charaktere fällt sichtlich gerne auf ihre Intelligenz beim gefühlvollen Nutzen des Humankapitals herein.

Gescheite Leute
besitzen genau so viel Intelligenz, dass sie immer genau wissen, wann ich gegen sie bin.
Für die Einsicht ins angegebene Warum langt es freilich nicht.
Soll heißen, dazu sind sie viel zu gescheit.

Unberechenbarkeit
des Gegners ist der Grund für Spionage und Diplomatie, also wegen ihrer erfolgreichen Vereitelung eigentlich inexistent.

Das erinnert mich an den - in seiner gedanklichen Tiefe gar nicht auszuschöpfenden - Witz vom Billy-Billy-Wasser.

Da geht einer am Bahnsteig auf und ab und sprenkelt reichlich Wasser in die Gegend.
Fragt ihn ein Passant, was er da eigentlich mache.
„Na, das sehn Se doch. Ich weihwedele hier mit Billy-Billy-Wasser.“
„Und wofür soll das gut sein?“
„Das is gegen die Elefanten..... Oder sehn Se hier vielleicht auch nur einen einzigen Elefanten?“

Unverschämtheit, die aus der Sache kommt
Ich nehme meine Leser so ernst wie mich.
Daher die Verständnisprobleme.
Sie wollen nämlich strikt als sie ernst genommen werden.

Dabei kennen wir uns doch gar nicht.

Vermächtnis
„Die Welt , die ich euch hinterlasse, ... in der möchte ich nicht leben.

Liebe Kinder, man kann ein Erbe auch ausschlagen.“

Dienstag, 29. Juni 2010

Urbi et orbi

Was pro domo gut ist, braucht noch lange nicht pro mundo zu taugen.

Es ist das generöse Herz des Aufklärers, das der Welt gerne Vorschriften der empfehlenden Art machen möchte.

Und dennoch stimmt in der Nähe wie in der Ferne:
An der ewigen Baustelle des Idealismus werden nicht etwa Luftschlösser gebaut, sondern Luftschlösser aus Kasernen.

Stabilität
Ein Terminus der Staatskünstler, die sich bei der unvergleichlichen Struktur der Ameisen- und Bienengesellschaften Rat suchten und gefunden haben.

Schicksal geht so:
Vorher weißt du nie, was sie mit dir schon wieder Sinnvolles anstellen werden.
Hinterher wird deine Deutung das abermals umfassend verstanden haben.

Standpunkt
Am Standpunkt fällt seinen Inhabern nie dessen geringer Umfang gegenüber dem Horizont auf. Im Gegenteil: da sie ihn haben, erzählen sie sich und einander hämische Geschichten über Utopien und Tauben auf dem Dach, die man schon tief fallen gesehen hat.

Zwischen der Verteidigung eines Standpunkts und der Verfügung über einen Horizont liegt der Entschluss, alles denken zu wollen, auch auf die Gefahr hin, nichts davon zu haben.

Es zeugt von guter Kinderstube, sich nicht auf der Gewissheit ertappen zu lassen, wie sehr man schon wieder Anlass zum Neid auf sich selbst hat.

Montag, 28. Juni 2010

Idealismus ist tödlich

"Solange Soldaten aus Solidarität eingesetzt werden", lese ich Herrn Gauck zu Afghanistan sagen, könne er „eine Beteiligung nicht verurteilen.“
Wer hingegen der verdammten Konkretheit des täglichen Lebens etwas an triftiger Auskunft abgewinnen kann, wird um ein Urteil über das Lebensfeindliche am gedankenlosen Idealismus nicht herumkommen.
Idealismus ist so sehr die bloße mechanische Negation als Schwänzchen hinter allem Vorfindlichen, dass seine allgemeine Reputation eigentlich nur auf seinen widerlichen Automatismus zurückgeführt werden kann.

Bei der Abdankung der DDR hörte ich aus dem Munde von Sozialisten des öfteren, dass die Menschen eben für den Sozialismus noch nicht die nötige moralische Reife besäßen.

Wie besessen muss man eigentlich noch reifen, um die westliche Moral endlich auch offiziell abdanken zu sehen?
Sechs, statt mickriger 5 Millionen getöteter, verstümmelter, gefolterter und verschleppter Iraker?

Jene freiwillige Abhängigkeit, die jeden verfügten Zwang als anzunehmende Herausforderung interpretiert, wird aus moralischen Gründen auch dabei nicht stehen bleiben können.

Small talk
Die informell über den Markt vermittelte Gesellung legt sich den Zwang auf gänzlich zwanglos zu erscheinen.

Wer nicht durchscheinen lässt, dass dieser Zwanglosigkeit Selbstzwang zum Grunde liegt, heißt urban bis in die Knochen.

Leibwächter
Sind jene Luschen, die einer anderen Lusche signalisieren, dass sie von besonders schützenswürdiger Wichtigkeit sei.
1. Dem kann man entnehmen: Unsere Herren wissen also, was sie den Leuten antun.

2. Dass auch der Bundespräsident und andere Pop-Idole der Abschirmung bedürfen, bedeutet nur, dass sie einfach nicht genug Spucke haben, sich der Zudringlichkeit von Idioten zu erwehren.

Normalität
... Für Psychologen jedoch ist ein gesunder Geist auch nur eine Einbildung, die noch nicht gründlich genug untersucht wurde.

Skepsis
Paragraph 1 im Handbuch des guten Tons für Denkensdenker.
Bei Fragen nach dem Sinn des Kriegs und anderer Lebenserschwernisse sieht übrigens Paragraph 2 des selben Knigges den leichtherzigen Verzicht darauf vor.

Als philosophischer Standpunkt ist Skepsis übrigens die Widerlegung ihrer selbst, was sie aber nicht weiter stört: "Nix Genaues kann man nicht wissen, aber das weiss ich genau."

Samstag, 19. Juni 2010

Memorabile zur Wahlfreiheit

Die Lobredner der Freiheit können sich gar nicht genug tun mit dem ernst gemeinten Hinweis, dass es einem ja durchaus frei stehe, den Fernseher per Knopfdruck zu deaktivieren.

Ich entsinne mich nicht, den Fernseher für eine 24-stündige Bestätigung meiner Freiheit angeschafft zu haben.

Die Lobredner der Freiheit können sich gar nicht genug tun mit dem ernst gemeinten Hinweis, dass es ja jedem durchaus frei stehe, den Affenfelsen per Wahlkreuz zu deaktivieren.
Ich entsinne mich nicht...

Klarstellung zu den westlichen Werten
Weil das all zu schnell vergessen wird in den gedächtnisschwachen Aktualitätsphantastereien: westliche Werte sind nicht etwa solche, die sich exportiert gehören in den um Heilsbotschaften flehenden Osten des Globus.

Westliche Werte sind im Dreck der Territorien östlich vom Westen zu finden, worauf der Westen wegen der Überlegenheit seiner Demokratiekulturdemokratie (sic!) Anspruch hat.

Theorie
Früher: der im Gedanken erfasste Gegenstand;
Heute: die Aufhebung aller mehr oder weniger genauen Kenntnis des Gegenstands zugunsten eines freien Entwurfs von Zusammenhängen, in denen er vorkommt.

Grund: die Erforschung der Grundlagen und Reproduktionsregeln moderner Staaten ist mit ihren - sehr zwiespältig aufgenommenen - Resultaten längst abgeschlossen.

Also widmet man sich lieber der davon unabhängigen Lehre von Lehrmeinungen darüber.

Man traut seinen Augen nicht!
Im Reiche des Geistes gibt es nun wirklich viel krauses Zeug.
Aber der höchste jener Berge, die immer nur Mäuse gebären, ist .... der Dogmatismus des Skeptikers.
Von mir aus kann er sich seinen warnend erigierten Zeigefinger dorthin stecken, wo wir die Mäuse herkommen sehen.

Marxexegeten
Bieten einen erheiternden Anblick.
Gib ihnen ein Mathematiklehrbuch in die Hand, und sie werden sich still in eine Ecke setzen und daran herumhermeneuteln, dass die Schwarte in ihren Händen nur so lacht.


...so biete ihm auch dein zweites Auge dar.“
Unter den Leuten, die neben ihrer zwangsläufig getätigten Moralität auch noch Zeit finden, sich für die Moral theoretisch zu interessieren, herrscht wenigstens insoweit Einigkeit, als sich ihnen Moral als ein Appell an eine zu erbringende Willensleistung darstellt.

So ist etwa die Moral einer Truppe hoch einzuschätzen, wenn sie das ausgebliebene Mittagessen durch stramme Haltung ersetzt, und nicht etwa darauf verfällt, das Offizierscasino zum Kartoffelschälen zu verknacken.

Andererseits fragt man sich natürlich schon, ob man den hierzu benötigten Willen nicht vielleicht doch für etwas Vernünftigeres benützen könnte, als auch noch die andere Wange hinzuhalten.


Hallo, ist da draussen noch wer?
Also ich bin jetzt mal wieder auf der Walz.
Ihr Plaudertaschen müßt also jetzt eine ganze Woche woanders rumtratschen.
Melde mich wieder am 28. Juni.

Freitag, 18. Juni 2010

Zwischenrufe eines Höllenhunds

- zu den Benefizkonzerten des moderaten Mittelstands und dessen Unterschriftenaktion für ein gerechteres Sparpaket:
Nein ich werde nicht die Bitte (an die Adresse seiner Macher) um das Schnüren eines gerechteren Sparpaketchens unterschreiben.

Mir langt schon die bislang praktizierte Form des Volksgemeinschaftsgedankens.“

- In dieser Demokratie herrscht ein Volk, - ich kann Ihnen saaagen! - von dem sich keiner ausnehmen kann, ausnehmen lassen aber schon.

Schlechte Nachricht für Mieter
Mieterhöhungen sind wegen eines neuen BGH-Urteils künftig leichter möglich. Ein sogenannter einfacher Mietspiegel reicht zur Begründung aus.

Ich würde ja gerne meine Prioritäten anders setzen wollen, aber wenn ich auf dem 16 Stock meines Hochhauses stehe und in die Runde blicke, sehe ich ganz deutlich, dass mir beispielsweise Fußball als alternative Priorität nichts bringt, weil die Prioritäten eindeutig feststehen: „Nichts von all diesem Eigentum der Vermieter wird je dir gehören. Also reihe dich gefälligst ein.

“It´s just a game, stupid!”
Trotz anderslautender Gerüchte: das stimmt nicht.
Mit Gefühlen verhält sich das nämlich so, oder ähnlich:
Bei einem von Spielen spontan ausgelösten Affekt muss man sich nicht erst erkundigen, ob man das denn auch haben sollte oder dürfte oder gar müsste.
Nicht so bei den Emotionen, zu denen man - in den letzten Jahren verstärkt - bei Weltmeisterschaften von der Journaille gönnerhaft die Erlaubnis auf ein Recht zugesprochen bekommt.

An ihrem Appell an die Freiheit der niederen Instinkte des Gemeinschaftsgefühls merkt man, dass Nationalismus nicht bloß ein Gefühl wie jedes andere auch ist: „Lasst ruhig mal die Sau raus, wenn es um Überpersönliches geht!“

Demokratienvergleich
Wenn es morgens um sechs Uhr an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe.“
Winston Churchill
Stimmt, denn wenn dich die Demokratie besuchen kommt, dann nicht vor Beginn der rechtlich geregelten Dienstzeit.


Spendiert ihr ein Coaching!

Die FAZ kritisiert Merkels farbloses Deutsch.

Ja soll die Frau vielleicht mitreißende „Blut und Eisen-Reden“ halten, schlagkräftige Durchhalteparolen drechseln, oder als Kundenkontaktperson in Kommunikationsseminaren lernen, wie man eine Effizienzsteigerung des Absatzes ihres Ramsches betreibt?

Die FAZ ist schon immer dafür gewesen, dass, was verkauft werden soll, auch mit den werbenden Blicken der Ware auf den Markt kommt. Alles andere ist schlechte Performance im internen Marketing.

Menschenrechte
Bestehen aus 14 Buchstaben.
Vier identische Vokale.
10 Konsonanten.
Die gelegentlich ventilierte Verstümmelung der Menschenrechte sieht gräßlicherweise so aus:
Mnschnrcht.

Wirtschafts- und Sozialkundebuch
Das müsst ihr lesen, Leute. ich habe bei der Lektüre endlich eine Gemeinschaft entdeckt, die sich kraft ihres freien Willens gegenseitig Wünsche erfüllt - ich bin begeistert – nix wie raus hier und dort hin!

Donnerstag, 17. Juni 2010

Zumutbarkeitsregelung

Pflicht ist das Recht anderer auf unsere Lebenszeit.

Dialog:
A: „Eine generelle Abschaffung von Moral und Recht strebe ich (heute noch) nicht an, sie lieferte Individuen an das WOLLEN der Stärkeren aus, die ihnen sodann vorschrieben, was sie für diese Stärkeren zu tun hätten.“

B: Das ist als Absichtserklärung eine merkwürdige Stellungnahme.

Wo in aller Welt gibt es in diesen moralverseuchten Hirnen solche hirnrissigen Projekte, den Inhalt und die Form ihres täglich neu in Gang gesetzten Verarbeitungsmodus von nicht zustimmungsfähiger Realität abzuschaffen?

Wo in aller Welt, sind die Individuen NICHT dem Wollen derer ausgeliefert, die für das Geltendmachen ihrer Willensinhalte auch über die nötigen Mittel verfügen?

Man könnte aber über die Mittellosigkeit der rechtsstaatlich Entmachteten sich so seine Gedanken machen.
Möglicherweise ist ja das Missliche die Einbildung der umlaufenden und täglich neu geschürten Moral, dass sie alle Mittel in der Hand hätte, wenn sie weiß - und man lässt sie darüber keinbeswegs im Unklaren - was sich gesollt gehört.


Unterschiede
Sagen die Weisen und die Egalitären und die ganz Korrekten, gebe es nicht.
Es gebe nur jeweils anderes. Sagt also die urbane, wohltemperierte Korrektheit. Würden sie gemacht, tut das den Unterschiedenen einen Tort an.

Der Zartsinn widerrät Bevorzugungen vor allem dann, wenn von allem Nicht-Unterschiedenen sowieso die selbe Leistung als Wirkung gewährleistet ist.

Ich gebe zu: mit einer Arschbacke im künstlichen Sauerstoff zu sitzen und mit der anderen auf einer heißen Herdplatte, macht überhaupt keinen feststellbaren Unterschied.

Da mir gerade nach Grobianismen ist: Auch Scheiße ist warm und weich. Ich lehne dennoch lieber am Körper einer Frau.

Wer ich bin?
Ich bin der Gedanke, den du soeben hattest, kurz bevor du dich doch lieber mit was Wichtigem beschäftigtest.

Urteilsaskese
Eine heute als akademische Tugend gehandelte Geisteshaltung, die von einer überwältigenden Enthaltsamkeit in Sachen Gegenstandsorientiertheit zeugt.

Vernünftelei
„Nun sei doch mal vernünftig!“
Der gequälte Ordnungsruf der Eltern lag gar nicht so falsch, wenn er die Vernunft als Anpassungstugend buchstabierte.
Vermutlich ist das wieder so eine Geistreichelei über die Janusköpfigkeit des Vernunftgebrauchs.

Zuversicht
Als Abendbrot ein bekömmliches Schlafmittel.
Als kräftigendes Frühstück zu wenig substanziell.

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