Naseweisheiten

Sonntag, 12. Dezember 2010

„Was tun?“

Es ist zu dumm, aber wer in der Scheiße sitzt, verlangt gemeinhin nach einem Ausweg und nicht nach einer Erklärung.

So lange es einigermaßen nach seiner Nase geht, braucht so ein gewiefter Schlaumeier erst recht keine Erklärungen.

Erklärungen sind also das Überflüssigste von der Welt.

Wenn er gar fies wird, fühlt sich der gemeine Hausverstand in der Niedertracht eines bekannten russischen Sprichworts weltweit zuhause: „Wer will, findet auch einen Weg, wer nicht will, sucht einen Grund.“

Und weil das so ist, übersetzt jeder damit Behelligte automatisch Erklärung mit DECLARATION.

Die platte Wahrheit ist:
Wo da ein grundloser Wille ist, ist auch ein Weg zurück, und drum herum, und ein Motiv.
Und sie alle führen nach Rom.

Wertkampagnen
Obwohl sie nichts kosten, muss man für die Werte, die andere hochhalten und durchzudrücken in der komfortablen Lage sind, ganz schön bezahlen.

Wenn einer sagt, es gehe nicht ums Geld, sondern ums Prinzip, dann geht es ums Eigentum.

Zwei geschickte Lügner
Die Hoffnung und die Verzweiflung.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Mehr Kuhstallwärme der Moral!

Sprich über die Stille, und sie ist weg.
Sprich über deine Tugend, ....

... damit sie sichtbar werde.

Das ist nicht bloß so dahingesagt.
Wenn ich ausnahmsweise mal eine meiner Entschlüsselungen der Subtexte des Zeitgeists selbst interpretieren darf: Da haben die Freunde der Reflexion und der geistigen Selbstbewahrung geglaubt, oder doch wenigstens unentwegt kolportiert, dass es ein Signum ihrer Gebildetheit und der ihrer Schichtzugehörigen sei, im Vergleich zu den depperten Prolls als so was von edel aufzufallen.

Und jetzt liest man kultursoziologische Studien, die aus der Mietfeder von ganz eingefleischten Materialisten stammen müssen. Bei Leuten mit einem Nettoeinkommen über 2500 pro Monat, also bei Leuten, deren - von der Gesellschaft weitgehend mitgetragene - Bildungskosten so verdammt hoch liegen, dass sie besser nicht auswandern sollten, verschärft sich der ideologische succurs zum „Klassenkampf von oben“ mit dem ansteigenden Anfall von millionenfachen Nichtsnutzen, schlecht riechendem menschlichem Müll, zu nichts nützen Essern und anderem überflüssigem Ballast.
Am Schulsystem kann dieser Rückfall in die niedersten Instinkte nicht liegen, das liest dermaßen an den Rampen aus, dass hinterher nur noch eine Elite herausschaut, die dann auch so wie gewünscht ausschaut.

Am staatskirchlich geförderten, aufopferungsvollen Aktivismus der Glaubensfunktionäre kann es eben so wenig liegen, dass das Bewusstsein verschwunden ist, wem sich die Freiheiten der ausschließlichen Solidarisierung mit sich selbst verdanken.

Da rät es sich einfach nicht an, sich mit einem „Jetzt erst recht“ des sich selbst genießenden Moralpredigertums zu beflecken.



„Reproduktionsverhalten“
Es gibt Tiere, die in Gefangenschaft sich weigern, ihr Schicksal auch noch per Fortpflanzung fortzupflanzen.

Das ist es eben, was das freie Mensch vom Tieren unterscheidet.

Brillanz
Ein Feuerwerk, schön anzuschaun.
Davon unbeeindruckt ziehen die Sterne ihre Bahn.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Wieso ist das eigentlich so schwer zu verstehen,

dass man niemanden zu etwas bequatschen kann, schon gar nicht zu etwas, bei dem man ihn dringend bräuchte?

Es ist nämlich so: deinen Freunden brauchst du gar keine näheren Erläuterungen deines Willensinhaltes zu geben, die verstehen dich auch so sehr gut.

Deinen Feinden brauchst du das ebenfalls - und erst recht - nicht haarklein zu verklickern, die wollen dich doch gar nicht verstehen.

Das glaubt ihr natürlich wieder nicht.

Dann hört mal zu, was

Der Zeitgeist spricht:

- Das Christkindl, der Weihnachtsmann, ein dummer und fauler HartzIVer und ein intelligenter und fleißiger HartzIVer laufen auf der Straße.
Sehen sie da einen 100-Euro- Schein liegen.
Wer von ihnen schnappt sich den?
- ????
- Der dumme und faule HartzIVer natürlich.
Die anderen drei gibt’s doch gar nicht.

Ich wollte, ich könnte den Zeitgeist davon überzeugen, daß das Sozio-Design sein Bewußtsein bestimmt.

Montag, 6. Dezember 2010

Warren Buffet,

der zweitreichste von den Wohltätern dieser Welt:

There’s class warfare, all right, but its my class, the rich class
that’s making war and we’re winning.”


Darüber gäbe es viel zu sagen.

Aber das Prinzip dieses blogs verbietet es nun mal, Verständnissteuerung zu betreiben, weil schon allein das einfache pampige „Ssso?“ eines Lesers genügte, jede Anstrengung der Verständigung mit dem Leser zunichte zu machen.

Die Grenzen aller Aufklärung liegen nun mal im Eigensinn des Selbst und seinem Selbstbehauptungswillen unter Verhältnissen, die ihn genau darauf verpflichten.
Dass mit dem Zitat des 52 Milliarden Dollar schweren Mister Buffet selbstverständlich versucht wird, die Kenntnis eines nicht ganz so gut bekannten Gedankenguts aufrecht zu erhalten, soll aber nicht geleugnet werden.

Sage keiner,

dass - im Gegensatz zu allen anderen - die demokratischen Regierungen die armen Leute nicht lieben würden.

- Und der Beweis für diese ihre schöne Neigung?

- Schaffen sie doch so viele davon.

Samstag, 4. Dezember 2010

Konzessionierte Existenzen

pflegen die Freiheiten, die ihnen die gewährende Gewalt zuteilt, genau so lange zu feiern, bis sie sich die Freiheit nimmt, damit anders zu kalkulieren. Dabei hätte von Anfang an klar sein können, dass eine Erlaubnis schon ihre höchst einseitige Widerrufung in sich enthält.

Jedes Zugeständnis kommt schon zwischen den faeces seiner Bedingtheit und der urina auf die Welt, dass die Erteilung des Nutzungsrechts dem zustehenden Kontrahenten zu nützen hat.

Wem die Naturmetaphorik nicht gefällt, der möge sich über die „Rechtsfrüchte der Miet- und Pachtzinsforderungen“ belehren lassen, welches „Fruchtgenussrecht“ nicht auf meinem Mist gewachsen ist: Ich überlasse dir X zur Nutznießung wenn dein Nießbrauch mein Eigentum mehrt.

Es kommt auch gar nicht so selten vor, dass das Kalkül des befreiheiteten Fruchtziehers nicht aufgeht, das aufkommende Missvergnügen aber merkwürdigerweise nicht gegen die Freiheit ausschlägt, sondern im Falle des Fallierens sich immer dem falschen, unsachgemäßen Management verdanke.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Wissen und /oder Werten

Zu den nicht weiter überprüften Übereinkünften gehört die gängige Unterscheidung vom Wissen eines Sachverhalts und dessen davon getrennt zu leistender Bewertung.
Ganze Kulturphilosophien bauen darauf auf, Ethiken der skurrilsten Maßstäbe stoßen sich an Wertblindheiten, und Religionen brauchen geradezu den Kaiser, dem man zu geben habe, auf dass die davon getrennt zu haltende Spiritualität erst den rechten Schwung bekomme.
In der Ecke, wo ich mich herumtreibe, heißt diese Übereinkunft: einer mag sich ja mit dem Kapital auskennen, aber er soll doch bitteschön sich hinstellen und unabhängig von seinem Urteil sagen: „Kapital ist Scheiße.“
Dass an dieser Gleichung etwas faul ist, merkt man schon bei ihrer Umkehrung: Scheiße ist eben nicht Kapital.
Offenbar erzeugt in diesen Fällen die verspürte negative Wirkung eines nicht weiter bekannten Sachverhalts eine emphatische Bewertung, der die Gratifikation für ihren selbstgenießerischen Unernst völlig genügt.
Die allgemeinste „Definition“ des Kapitals - gegenüber dem bloßen Geld in unseren Portemonnaies – ist ja wohl seine unabschließbare, sich selbst überschiessende Bewegung. Der Zwang zu seiner schwungvollen Maßlosigkeit kommt aus der Sache selbst: kein konkurrierendes Kapital flüstert dem anderen, wie hoch dessen „Wachstum“ sein müsse, damit es auch weiterhin unter Seinesgleichen bestehe. Die Unbekanntheit des Maßes setzt aber gleichwohl im Zuge seiner Durchsetzung allen anderen das jeweilige Maß ihres Überlebens.
Der sozialistische Politökonom schließt angesichts dieses Irrsinns, der massenhafte Unzuträglichkeiten hervorbringt, auf die Staatsgewalt als die zuständige Formuliererin eines zuträglichen Standards.
Der Faschist macht daraus gleich die Forderung nach der unbegrenzten Staatstauglichkeit des dafür bereitzustellenden Untertanenmaterials.
Und der Moraltrompeter in ihnen beiden quatscht von der Gier und anderen Anzeichen fehlender moralischer Reife der Menschheit.
So bleibt eben alles bei der altbekannten Inkaufnahme aller unerfreulichen Wirkungen eines erst gar nicht ernst genommenen tatsächlichen Verhältnisses um der mehr oder weniger erfreulichen Teilhabe daran willen.
Es ist demnach keineswegs so, dass Wissen und meine Stellung zum Erkannten zweierlei Paar Stiefel wären.
Mein garantierter Schaden lässt überhaupt nur einen Schluss zu.

Der Normalo

Jene Witzfigur, die sich lebensweilig als king und Herr seiner erfolgreich genutzten Chancen gibt, und Woche für Woche ganz souverän Lotto spielt.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Herrschaft

Gibt es nur als eine der Wenigen über die Vielen.
Sonst bräuchte es die polierten Wagenparks der Gewaltapparate doch gar nicht.

Demokraten freilich sind vom Gegenteil überzeugt.
Und bedienen voll liebendem Gehorsam die Panzer.

Die Wahrheit über Ankommer
Die Angestellten in den Ressorts Politik und Journalismus teilen das gleiche Schicksal: sie müssen gar nicht wissen, was sie da machen, so lange sie ankommen, brauchen sie auch nicht zu gehen.

Optimist
Einer, der beim Sturz aus dem 23. Stockwerk noch kurz vor dem Aufprall jubelt: “Bis hier her ging´ s doch gut!“

Wird häufig in der Nähe von Bibliotheken konservativer Kaderschmieden angetroffen.

Der Klasseninstinkt des Stils

Respektabel sind die Reichen. Arme pflegen mangels anderer Mittel anständig zu sein.

Aus einer Standardbiographie
...und er besuchte die höhere Schule und mehrere Universitäten, wo man ihm unter großen Mühen ein bisschen Gelehrsamkeit eintrichterte. Danach trat er ins Berufsleben, wo man ihm unter großen Mühen dieselbe sorgfältig entfernte...


Gebt ruhig zu, ohne das, was ihr meinen Hochmut nennt, wäre ich noch sehr viel unausstehlicher.

Überzeugungsarbeit

Es gibt Arbeiten, die heißen so, weil die überhaupt nur noch als moralische Kategorie gedachte Arbeit nun einmal jeden Verdacht hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit jeglichen Rumgemurkses zerstreut.

So wird noch der gewiegteste Überzeugungsarbeiter bei einem in Hartz IV Einrollierten keinen Erfolg erzielen, wenn er versucht, ihm sein Proletenschicksal als Notwendigkeit, und aus seinem Charakter heraus gar nicht anders zu erwarten, anzudrehen.

Leute, die dem Überzeugungsarbeiter dennoch leichten Herzens sein Windei abkaufen, treiben sich in genügenden Haufen in der angepeilten Wählerzielgruppe der zu bewirtschaftenden Normalos herum.

Die haben das aber schon vorher gewusst.

Da wird man denn doch nachdenklich.

Was die NachDenkSeiten „seit langem, spätestens seit der Rettung der IKB in den Jahren 2007 und 2008 schreiben, dass nämlich die deutsche Politik in den Fängen der Finanzindustrie ist, schreibt jetzt die FAZ in ihrer Internetausgabe“, jubeln die NachDenkSeiten.

In wessen Fängen war sie denn bis dahin?

Oder brauchte es das rabiate Zupacken damals gar nicht, weil die gebratenen Tauben den daran interessierten Kreisen auch ohne großes Zutun ins Maul flogen?

Könnte es sein, daß es eine Aufklärung gibt, die für ihre Verewigung sorgt?

Sonntag, 28. November 2010

Back to the basics

»Man hat bisher geglaubt, die christliche Mythenbildung unter dem römischen Kaiserreich sei nur möglich gewesen, weil die Druckerei noch nicht erfunden war. Grade umgekehrt. Die Tagespresse und der Telegraph, der ihre Erfindungen im Nu über den ganzen Erdboden ausstreut, fabrizieren [...] mehr Mythen (und das Bourgeoisrind glaubt und verbreitet sie) an einem Tag, als früher in einem Jahrhundert hätten fertiggebracht werden konnten
(Marx, Brief an Kugelmann, MEW Bd. 33, S. 252)


Demokratischer Umgang mit Dysfunktionalem

Seit geraumer Weile führt sich die publizierte Mehrheitsgesellschaft als verfolgte Minderheit auf.

Das ist so unterirdisch wie die ewigen Beschwerden eines seriellen Brandstifters über das Rauchen seiner Frau im Ehebett.

Zwei funktionale Trottel
A: „Das Leben ist schön.“
B: „Die Welt ist die Hölle.“

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