Nuit-nalismus
Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, hat am Dienstag vor einer flächendeckenden Kreditklemme in Deutschland gewarnt und mehr staatliche Maßnahmen zur Sicherstellung der Finanzierung von Unternehmen gefordert.
Ein Pfiffikus der edelsten Sorte, dieser Hundt!
Jetzt will er nicht nur seinen Profit, sondern auch gleich noch dessen staatlich abgesicherte Garantie dafür.
Er steht kurz vor der Vollendung des Unternehmer – Ideals, dass die Unternommenen auch noch dafür zahlen müssen.
Wo das Geld für die Leute viel zu schade ist, reicht es immer noch zum Dünger für die Blütenpracht des Gemeinschaftsideals.
Und so mancher Hartz VI er wird hier endgültig fündig auf der Suche nach dem Lebenssinn.
Jetzt denkt natürlich jeder, ich wollte mal wieder den edlen Opfergedanken etwas tiefer hängen.
Falsch! Wenn es denn unbedingt um schöne Gelegenheiten zur selbstlosen Hingabe gehen soll, dann wäre es mir aber schon lieber, man würfe sich nicht ausgerechnet an den Staatssäckel weg.
Mich gibt’s doch auch noch!
Eine herzensgute - aber sonst im Kopf nicht ganz richtige - Bankerin hat sich gedacht, man könnte doch mit etwas Geschicklichkeit verarmten Kreditbedürftigen etwas zur Verfügung stellen aus den ohnehin bloß rumliegenden Summen der dicken Konten.
Für diese selbstlose Erfüllung ihrer Christenpflicht hat man sie jetzt wegen Untreue bestraft.
Dass sie ihren Beruf aber auch so sehr missverstehen konnte!
Kredit heißt doch nicht: “Du brauchst Kredit? Da hast du ihn.“
Krediteure leiden doch nicht unter Samaritismus.
Im Gegenteil, wenn du ihn am allernötigsten brauchst, gibt dir bestimmt kein vernünftiger Banker auch nur einen Cent.
Kredit heißt: „ Ich glaube dir, dass Du mir die verliehene Hauptsumme mit Zins und Zinseszins aus deinen vielversprechenden Geschäften wirst zurückzahlen können.“
Der Witz an der ganzen Angelegenheit ist der Profit, um dessentwillen die Veranstaltung sich durch die Jahrhunderte hinzieht. Und doch nicht die Versorgung von Hungerleidern mit Geld. Das wäre ja die Selbstabschaffung des Systems. Der reine Kommumistmus!
„Ein Bankier ist ein Mensch, der seinen Schirm verleiht, wenn die Sonne scheint, und ihn sofort zurückhaben will, wenn es zu regnen beginnt.“ Mark Twain
Vor 20 Jahren fiel die Mauer.
Der Unterschied zu heute?
Jetzt mauern die Vielen. Denn Handwerk hat goldenen Boden.
Dies ist keine Anprangerung (Lieblingsbeschäftigung der politisierten Blogger!), sondern die Feststellung eines Begründungsverhältnisses.
Wenn man daherredet wie die Realität, wenn sie mal ehrlich Auskunft über sich gibt, wird man automatisch der Parteinahme für sie verdächtigt.
Schlagender Beweis dafür, dass beim Alltagsverbrauch des Kopfes Denken und Parteilichkeit sowieso das selbe sind.
Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle derer,
welche die Wirtschaft heißen, widmen
und diese Leistungsträger mehren,
die Ansprüche nutzloser Leistungsempfänger von ihnen wenden,
die Anwendung der Gesetze der Freiheit gegen jedermann wahren
und vor jedermann
mit einem Höchstmaß an Verantwortung
verteidigen,
meine Pflicht zur Ausübung legitimer Gewalt gewissenhaft erfüllen
und Gerechtigkeit gegenüber jeder sich bildenden Mehrheitsmeinung üben
werde.
Und Verkehrsminister Ramsauer legt nach, dass „das Engagement in Katar, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten in der Bundesrepublik Arbeitsplätze sichern hilft.“
Jetzt, wo endgültig klar ist, dass das verabscheuungswürdige Engagement von Leuten, die sich um Sachen kümmern, die sie gar nichts angehen, mit dem wohlverdienten Ableben der Intellektuellen seine historische Stunde hatte, bricht sich endlich das richtige Engagement weltweit Bahn zum Wohle der Arbeit.
Heute begehen wir mal bloß die Toten.
Am Totensonntag ist schulfrei.
Damit wir der unvorsichtigerweise Entschlafenen der Befreiungskriege seit Napoleons hundsgemeiner Gefallenenproduktion gedenken.
Auch die Befreiung in weiteren Freiheitskriegen wird ohne Krieg freilich nicht zu kriegen sein.
Gedenken wir ruhig schon mal auch der künftig anfallenden Toten der kommenden Freiheitskriege.
Unser neuer Finanzminister sagt den Bankern mit seiner gefürchteten „intellektuellen Wucht“ (Spiegel) nach, da hätten “viele den Unterschied zwischen einem gesunden Egoismus und Gier nicht verstanden“.
Wir haben ihn auch schon erlebt als Besitzer des gesundheitsförderlichen Maßstabes
- für den Unterschied zwischen dem Gebrauch von gesundem Menschenverstand und einem „intellektuellen Kritikaster“-
- für den Unterschied von gesunder Religiosität und ihrer staatsabträglichen Variante bei Muslimen
- für den Unterschied von gesunden 100.000 hier und verbrecherischen Summen dort...
-
Zwar wird er uns wohl kaum verraten, wo genau der Umschlagspunkt von positiver Quantität in miese Qualität liegt. Das braucht er aber auch gar nicht, denn er ist eben ein Maßgeblicher nur für die Unmaßgeblichen.
Man kann es auch unfein, aber punktgenau ausdrücken: die intellektuelle Wucht der Mentalität eines Arschaufreißers hat nicht vor, dem Finanzkapital wehzutun.
Circa 17 Millionen statistisch erfasste Amerikaner hungern derzeit zeitweilig, damit die Krise sie unbeschädigt überlebt.
Während die Bonuszahlungen an die Banker um 40 % steigen, damit der Schaden der von ihrem Tun Abhängigen nicht etwa in die Krise gerät.
Erklärt wird da gar nichts.
Weil, erklären, das geht ja gar nicht. Höchstens hinwegerklären, das geht schon, aber allemal.
In der – nennen wir es mal lieber - Deklaration macht die Staatsgewalt klar, wie diesmal die Freiheit der Einen gegen die der Anderen in Stellung gebracht werden wird.
Und die Sicherheit wird wieder mal keine sein, vor der du dich in Sicherheit bringen könntest.
Soviel ist allemal sicher.