Nuit-nalismus

Sonntag, 7. März 2010

Heiden

„Mir gefällt nicht, was die wollen“, sagte einst der Hellene, jenes Synonym für tolerante Ungläubigkeit, zur Intoleranz des Christentums.
Da wurde im 6. Jahrhundert nach Christus die Akademie von Athen geschlossen, um der Verbreitung von nicht christlichem Gedankengut bis zur Renaissance, also für ein gutes Jahrtausend, ein Ende zu setzen.
Wenn die Christen jetzt wieder mal um Vergebung winseln, sollte die ungläubige Toleranz sich das zweimal überlegen.

Sonntag, 7. Februar 2010

Mystifikation

bedient sich
1.der Phantasterei: Der Überredende entstellt die Realität, in dem er sie zum erkenntnisähnlichen Mythos macht.
2. der Verstellung: Der Redner ironisiert, er wird zu einem mit Sinnangeboten spielender Verführer.
3. der Heuchelei: er verbirgt sich seine eigenen Fragen und Zweifel. Der Überredete ist Beweis dafür, dass er richtig liegt. So entsteht Gemeinde.
4. der Verführung: Der Redner kann seine Darstellung nicht beendigen, wenn nicht etwas im Zuhörer ihm entgegenkommt.
5. der Verachtung: Der Redner entstellt während seiner Rede nicht nur die Realität, er vertauscht auch den Beziehungsaspekt unter den Adressaten.

Hierher gehören:
- alle Sekten samt jener kirchlichen Vereine, die Sektenbeauftragte aus sich hervorbringen;
- die Demagogen des Parteiensystems;
- Philosophen;
- 100 % der schöngeistigen Literatur.
Man sieht: nicht alle Mystifikation ist schädlich.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Zur Kunst der Schmähung

Von Experten der individuellen Psycho-Hygiene und von sozialen Erlösungsprogrammatikern im demokratischen Hier, und dem kapitalistischen Jetzterstrecht, wird schon seit längerem vom Dagegen - Sein als einer obsoleten Disposition stark abgeraten.
Hass, Zorn und andere anti-soziale Gefühle zeugten von einem unedlen Charakter, der sich zudem selber schade. (Mit anteilnehmend-verständiger, tiefer Stimmlage zu sprechen):
Du hast ja so viel Gift in dir.“
Dieses ressentimentgeladene Oppositionellentum überhaupt sei ein Modell aus dem 19. Jahrhundert, das in den heutigen gewaltig ausdifferenzierten Verhältnissen nicht mehr, und nichts mehr greife.

Siehe da, es gibt also nicht nur die schrecklichen Simplifikateure, es wimmelt heute geradezu vor terriblen Komplexifikateuren, die vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen, aber gerne in verächtliches Gelächter über Naivität ausbrechen, sobald da einer meint, er stehe wohl im Wald! Wo denn hier ein Wald sei…? Und ob man noch nichts von der Nichtexistenz der Bedeutung gehört habe…und überhaupt müsse man das alles erst mal zu verstehen versuchen…obwohl es da eigentlich gar nix zu verstehen gäbe…

Diesen Propagatoren der Gegenstandslosigkeit allen Denkens hätte ich gerne was Beispielhaftes mit Ewigkeitswert in ihr Derrida´ sches Poesiealbum geschrieben:

1. Über den Steuereintreiber der spanischen Krone, einen gewissen Christoph Kolumbus, liest man folgende dokumentierten Gepflogenheiten im Umgang mit den zu Steuerpflichtigen umdefinierten Indianern: Wo sich Gold befand ... musste jede Person ab 14 Jahren ein großes Glöckchen mit Goldpulver abliefern, alle anderen 25 Pfund Baumwolle. Wer seinen Tribut zahlte, erhielt eine Münze, die er am Hals tragen musste. Jeder Indio, der ohne Münze angetroffen wurde, wurde mit dem Abschneiden der Hände bestraft.

2. Der Räuberhauptmann Janos Janoschik hatte bei seiner Berufswahl offensichtlich einen ganz und gar niederträchtigen Schluss gezogen aus dem kruden „Fuck“tum, dass die österreichischen Steuereintreiber seinen Vater zu Tode geprügelt hatten.
...

Diese beiden und alle anderen Naivlinge bis auf den heutigen Tag müssen irgendwie von dem Gerede und Sprachspiel nicht viel gehalten haben, dass die Kultur des Alles - Verstehens eine des Alles -Verzeihens sei.
Sobald sie alles verstanden haben, schlagen sie nämlich alle Deutungen in den Wind, denen zufolge der im staatlichen Auftrag killende Steuereintreiber eigentlich dazu da sei, ihnen auch weiterhin schöne Anlässe zu Exerzitien in innerer Größe zu bieten.

Von Seiten der Kunst der Schmähung wäre also zu erinnern: „Nous mourrons pour le maintien de ce qui nous tue et l´ evidence nous échappe..” (Alberto Caraco)

Samstag, 30. Januar 2010

Denkfehler

Da macht einer theoretisch Amnesty international nieder und ist praktisch selber Mitglied!
Da reißt einer immer noch sein Maul auf gegen den Kapitalismus und spekuliert selber an der Börse!

Der Fehler des moralischen Denkens: es macht ein Obwohl an die Stelle, wo ein Weil hingehört.
Hätte diese Form des Denkens Recht, dürfte keiner den Krieg kritisieren, obwohl er selber dabei mitmacht.
Und an der Mittäterschaft nicht vorbeikommende Staatsbürger, die sehr grundsätzlich am Staat herummäkeln, stünden kurz vor ihrer Einweisung ins Irrenhaus, statt im Verfassungsschutzbericht.

Montag, 28. Dezember 2009

Vom Zweck des Sinns

Jenseits des do-it-yourself-Bereichs des Häuslebaus und der ihm assortierten Moral scheint die Denkhilfe des Zwecks gründlich aus der Welt zu sein.
Man merkt das daran, dass überall dort, wo den ZWECK zu thematisieren sich geradezu aufdrängt, flugs vom SINN der einzuordnenden Ungemütlichkeit die Rede ist.

Ich wette, dass auch der Leser dieser kleinen Intervention ein Problem der Trennung des einen vom anderen bekommt, weil „Sinn und Zweck“ in der redensartlichen Alltagsvernunft einen fraglosen Pleonasmus darstellen.
Man kann das leicht nachprüfen an der beliebten Empörung in Frageform: “Was soll das?“
Diese Frage nach dem Zweck stößt dem Frager immer dann auf, wenn er seine ihm geläufigen Zwecke als Sinn im Dargebotenen nicht automatisch wiedererkennt.
Häufig gibt das niederträchtige argumentative Anbieten einer Sache mit ihrem Grund allen Anlass, die eigenen höheren Zwecke in Anschlag zu bringen gegen diesen Verrat an der Sinnsphäre.

Andererseits, und das spricht doch sehr für die Trennung des Einen vom Anderen:
Wer vom Zweck einer Sache sich abgestoßen fühlt, neigt dazu, ihn zu leugnen, und ist auch dankbar für den von professionellen Auslegern herbeigebeteten Sinn der amerikanischen Weltordnungskriege und ihrer Raketen.
Manchen Mitteln ist ihr Verwendungszweck nun mal eindeutig einbeschrieben.

Wie umgekehrt genau so gilt, dass man aus Scheiße keine Kathedralen bauen kann.

Freitag, 25. Dezember 2009

Unbedenklichkeitsbescheinigung

Der Mediendienst "kress report" meldet, erstmals gebe es in Deutschland mehr Pressesprecher als Journalisten.

Solange aber das Verhältnis von demonstrierenden Protestanten zu den ihnen Sicherheit bietenden Polizisten nicht über 1:1 steigt, liegt gegen solche Verhältnisse nichts vor.

Unverhältnismäßigkeit liegt überhaupt erst und nur dann vor, wenn die Anzahl der Unternommenen die der Unternehmer zu untersteigen droht.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Vorwärts zum Donner-Pass!

Es gibt eine von Symptomatik und Symbolhaftigkeit geradezu überfrachtete Episode in der Wissenschaftsgeschichte, über die nachzusinnen sich lohnt.
Nämlich über die Kontroverse zwischen den beiden Afrikaforschern Richard Francis Burton und John Hanning Speke über die von ihnen gesuchten Quellen des Nils.
Speke hatte für seine Vermutung, dass der von ihm entdeckte Viktoriasee die Quelle des Nils sei, nichts weiter als eine Konjektur, also eine begründete Vermutung. Das lediglich Spekulative daran rügte der redliche Burton unter Berufung auf einzuhaltende wissenschaftliche Standards zu Recht.
Von den Motiven der beiden Herren und der moralischen Problematik mal abgesehen, steht außer Zweifel, dass die 12 Jahre später (nachträglich) durch Autopsie weiterer tatsächlicher Forschungen festgestellte Richtigkeit von Spekes bloßer Annahme ihn nicht vom Vorwurf der wissenschaftliche Lumperei befreien kann.
Seither ist jede „an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit“ im Munde der Situationsmächtigen ein weiterer Meilenstein auf dem Trail zu einem global verallgemeinerbaren „Donner-Pass“, den noch weniger Teilnehmer überleben werden als die seinerzeitige Party auf ihrem Abkürzungsweg.
Das damalige Dilemma, im Auftrag des - seinen Imperialismus finanzierenden - Bürgertums Forschungserfolge vorweisen zu müssen, die mit den begrenzten Mitteln einer noch so aufopferungsvollen Expedition nicht zu erbringen waren, und die notwendige nächste Ausfahrt nur finanziert zu bekommen, wenn „nicht ausgeschlossen werden kann“, dass die sich auch irgendwie rechnet, führte zu dem damaligen tragischen Ende einer Forscher-Freundschaft.
Die notierenswerte Differenz zu den heutigen - zu wissenschaftlichen Glaubenskämpfen führenden - Drittmitteleintreibungen auf ungesicherter Grundlage: weit und breit kein Speke, der aus Scham vor seiner drohenden Widerlegung Anlass sähe, anständigerweise sich selbst rechtzeitig mittels eines Jagdunfalls zu richten.

Freitag, 18. Dezember 2009

Liebes Christkind,

wenn ich nicht genau wüsste, dass eine Untätigkeitsbeschwerde ebenso form- und fristlos wie fruchtlos ist, dann hätte ich gute Lust, eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Nikolaus von meiner Gebets-Abschussrampe abzuschießen.
Seit Jahren mahne ich ihn, einem gewissen Monsanto den Hintern vollzuhauen, weil der geschäftehalber sein gentechnisch verändertes Saatgut auch noch in eine Monopolisierungskampagne schickt. Und außer ihm niemand was davon hat. Und was ist? Es ist als ob es den Nikolaus gar nicht gäbe.
·
· Jetzt kommt raus, dass das Essen von dem Monsanto seinem Mais die Leber und die Nieren und andere Organe schädigt. Dass drei von seinen untersuchten Mais-Sorten schädlich sind, steht im „International Journal of Biological Sciences“.
· Jetzt bin ich mir allerdings nicht mehr so sicher, wem hier der Po vollgehauen gehört.
· - Den verantwortungslosen Wissenschaftlern, die - ganz sicherlich von der Konkurrenz gekauft - sich als Wirtschaftsschädlinge betätigen, wenn sie behaupten, dass der Monsanto Land und Leute vergiftet, oder
· - der Zeitung „Le Monde“, die sich für so eine antikapitalistische Hetze hergibt,
· - oder dem Bayer—Konzern, der jetzt zugibt, dass die fortschreitende Contaminierung der Nahrungskette durch gentechnisch veränderte Saaten nicht mehr verhindert werden kann, oder
· - den Politikern, denen außer der Förderung von Wachstum, dem Ideal der Krebszelle, nichts Vernünftiges einfällt,
· - oder gleich allen zusammen?
·
· Liebes Christkind, könntest Du nicht mal aus deinen himmlischen Heerscharen eine Delegation herunterschicken, die als Untersuchungsausschuss in diesen drängenden Verantwortungs-Sinnfragen Klarheit schaffen könnte?
·
· Deine gründlich verwirrte aber erwartungsfrohe
·
· Anna Wohlgemuth

Montag, 14. Dezember 2009

Neuer Beitrag zur Dämonologie

Die Verwandlung jeglichen Sachverhalts in eine die Menschheit bedrohende Herausforderung des moralischen Weltbilds.
(Bevor ich mit der Bebilderung des Sachverhalts weitermache, sollte ich vielleicht doch darauf hinweisen, daß ich nichts dagegen habe, wenn die Leute sich anständig aufführen! Die Pflege eines davon unabhängigen Weltbilds ist Feiertagsrhetorik.)
- Die Pest? Keine Epidemie, sondern Anlass, mit den Hexen und Zauberern aufzuräumen.
- AIDS? Die Geißel Gottes für die Schändung des Tempels des Herrn.
- Hurrikan Katrina? Die strafende Faust Gottes. Die Leute werden schon wissen wofür.
- Klimawandel? Jeder skeptische Zweifel an der Menschgemachtheit des Treibhauseffekts macht dich zu einem Höllenhund, also schuldig, den ausgemachten Satan zu leugnen.
Du kommst als Leugner auf der Liste der Bußprediger und Panikmacher gleich hinter dem Holocaust-Leugner.
Wohingegen modernen Dominikanern wie beispielsweise dem Nachhaltigkeitsökologen John Porritt die Würden der Baronie zuteil werden, wenn sie uns vorrechnen, dass wir um eine Halbierung unseres Co2 Ausstoßes nicht herumkommen.

Habe leider überlesen oder vergessen, welcher Hälfte der Menschheit die Gurgel zugedreht werden soll.

Ein paar Medienraunzer

Mangel
Selbst wenn es ihn unleugbar, unrelativierbar, unübersehbar gäbe, er erschiene in der medialen Wirklichkeit immer nur als hassenswerte Begierde.

Medien vermelden.
Wozu werden eigentlich ewig solche Meinungen verbreitet, die so gar keiner Freiheit bedürfen?

Mitleid, mediengerecht
Hat dich die irdische Herstellung von Gerechtigkeit zum Krüppel gemacht, tust du gut daran, die Narben und Blessuren als aus deinem Kampf um Freiheit herstammend vorzuzeigen.

Befragung
Ergebnis, Fort - und aktuelle Durchführung von Propagandaklatsch, von dessen statistisch Erfassbarem beispielsweise der tatsächliche Hass aufs morgendliche Kirchenglockengeläut erheblich abweicht.

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Hallo Gitano, am Ende dieses Blogs- den einzigen den...
cadiz - 26. Sep, 17:39
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