Nuit-nalismus

Freitag, 3. Dezember 2010

Wussten Sie eigentlich schon...

... dass die Begründung für den Irakkrieg, das Regime von Saddam Hussein sei im Besitz von Massenvernichtungswaffen, von einem Informanten des deutschen Bundesnachrichtendienstes stammt?

Sein Name: Rafid al-J., Deckname "Curveball". Jetzt ist endlich klar, dass die Amerikaner deswegen in den Krieg gezogen sind, weil "Curveball", der inzwischen Deutscher Staatsbürger ist, damals gelogen hat.

Arme betrogene Amerikaner! Sich von einem solchen Lügenbold an der Nase herumführen zu lassen!
Welch eine Schande für Deutschland! Triggert am amerikanischen Volkskörper einen für Amerika ruinösen Krieg!

Gut, dass es PANORAMALeaks gibt!

Krieg dem Iran!
Israel wünscht ihn. Steht in WikiLeaks nachzulesen.

Verschiedene arabische Herrscher betteln um ihn bei Amerika. Steht in WikiLeaks nachzulesen.

Kann da Amerika sich solch dringlichem Ersuchen wirklich verschließen, ohne dass seine Hartherzigkeit weltweit offenbar würde?

Zum Diplomatentratsch

und seiner Perspektive des Kammerdieners am Schlüsselloch.

Nun gut, der kleine Mann sieht seinen Herrn in Unterhosen.

Als ob er das alles nicht schon längst gewusst hätte, feiert er jetzt die urdemokratische Transparenz, die ihm zeigt, dass alle Urteile und Vorurteile über die noch führende Weltmacht Nr. 1 stimmen und von ihr selbst eingelöst werden.

Das Ärgerlichste an dieser besabberten Verwechslung von Dokument und Gedanke: aus nicht einer einzigen Depesche könnte jemals hervorgehen, wie denn nun die informierte Staatsmacht in welcher Angelegenheit entscheiden wird, nachdem sie sich die Zuträgereien angehört hat, was ja wohl das einzig Interessante wäre. Da sie sich nicht als das Exekutivorgan ihrer Spionageabteilungen aufzuführen gedenkt, ist das, was sie sich an Optionen vorbehält und tatsächlich – auch an ihrem Informationsstand vorbei - in die Welt setzt, das Wesentliche.

Dies aber wird als nicht weiter befassungswürdig deklariert.

Derzeit erleben wir das Zusammenschrumpfen des politischen Raisonnements von Schülern, die gerne ihren Satzbesitz schwarz auf weiß nach Hause tragen, auf den als Sprengstoff verdächtigten Trumpf des Mediums.

Es gibt aber selbstverständlich auf der Ebene des Journalismus so etwas wie eine implizite Rechtfertigung der WikiLeaks – Veröffentlichungen, nämlich ihre Funktion der korrigierenden Selbstkritik medial erstellter Abbilder von Wirklichkeit.

Wer Wert auf den Beweis legt, dass Amerikas Elite die Welt systematisch per Informationsmanagement hintergeht, stellt uns aber vor die müßige Frage, ob seine Naivität gespielt oder echter, bloß genasführter Idealismus ist.

Montag, 29. November 2010

Zum Polit-Kitsch

Kitsch ist ein Appell an die Gefühle, und zwar an die pauschal „Alles-ist-gut“- feelings der Moral.

Ihnen korreliert schon auch eine Realität, aber eine, aus der ihr Widerspruch getilgt ist, welcher es doch war, der den Kitschier überhaupt erst in Bewegung setzte. Er betrügt sich also um sein besseres Wissen.
Aller Inhalt von im Gedanken zu fassender Gegenständlichkeit ist hier gelöscht zu Gunsten einer synthetisierten Harmonie.

Im Politkitsch erscheinen die Eingemachten und Untergepflügten als der Höchstwert Volk, dem alle möglichen schätzenswerten Tugenden nachzusagen seien.
Herausoperiert ist also, was als Residuum in genau den längst kulturell und politisch durchgeformten Abhängigen deren eigenes Elend auch noch höchst aktiv befördert.

Volk ist seinem Begriff nach das Gescherr des Herrn, der ja nicht einmal im Traume daran dächte, auf die nützliche Handhabung seiner bereitwilligen Kreaturen zu verzichten.

Kein falsches Mitleid also, so mit dem Herrn wie mit seinen Knechten.

Donnerstag, 25. November 2010

Back to the basics.

Nationalisten unter sich
In einer TV-Diskussionssendung des Nachrichtensenders "N24" sagte Sarrazin seinerzeit auf die Frage, ob eine Anhebung des ALG II Regelsatzes die Konjunktur ankurbeln würde: "Das ist kein Konjunkturprogramm. Wofür geben die das Geld aus? Für Flachbildschirme, Videorekorder, MP3-Player. Es geht alles nach Fernost. Es geht alles nach Südchina. Und nichts bleibt hier.“

Der gegen-hartz.de-blog beschwerte sich über diese neuerliche Pöbelei: „Der Tritt nach unten war schon immer leichter, als der Tritt nach oben“.

Mal angenommen, ein solch wünschenswerter Tritt ließe sich tatsächlich ins Werk setzen, dieser Arsch ist doch ausdermaßen gigantisch, der würde die Attacke überhaupt nicht wahrnehmen.

Und jetzt im Ernst, und zur Erklärung, warum ich damit ausgerechnet jetzt schon wieder ankomme.
Es ist das gewissermaßen Zeitlose, das daran interessiert:
Wenn nämlich erfolgreiche Nationalisten wegen ihres schlechten Benehmens gegenüber erfolglosen Nationalisten von gesitteten Nationalisten gerügt werden, halte ich das für ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Gell, Herr Schmidt.

Donnerstag, 29. Juli 2010

Austrittserklärung

aus einem Verein, dem ich nie beigetreten war.


Wer nichts will als die Demokratie, der kriegt sie auch.

Wer mehr Demokratie will, der hält die bereits abrollende für einen Wert, nicht für ein Herrschaftssystem.

Beide beschweren sich täglich über die von ihnen in die Welt gesetzten Irrtümer, als wäre ihnen ein großes Unrecht widerfahren.

Das ist so langweilig wie die vorhersagbaren Folgen für alle, die bei dieser offenbar unterhaltsamen Unterhaltsamkeit nicht mitmachen wollen.

Nach etlichen, länger andauernden Experimenten sehe ich mich zu dem Schluß genötigt, die Politbloggerei für eine ergötzliche Unerheblichkeit anzusehen.

Hiermit schließe ich also die politische Abteilung dieses weblogs wegen der eitlen Unbeträchtlichkeit des Beginnens.
Vielleicht noch ein körniges Schlußwörtlein für den einen oder anderen Mitleser:

Ich hasse nichts so sehr wie die verordnete Unfreiheit im Gewande der Freiheit - von der wohltätigen Verarmung der Massen bis zu den Denkverboten, die als kitschige Interpretationshilfen daherkommen.

Da werde ich mich doch nicht ausgerechnet von meinem Hass auf die miefenden Wohlfühlgedanken ausschließen lassen von der Freiheit jenseits ihrer Kuhstallwärme!

Ein Hass, der nicht befreit, ist genau so verächtlich wie eine Liebe, die versklavt.

Freitag, 2. Juli 2010

Einwort-Weltanschauungen

Die einen führen Freiheitskriege quer über den Globus, die anderen sagen dazu Befreiungskriege.
Wohlgemerkt: diese beiden Geräusche stehen seit den napoleonischen Kriegen jeweils für ein und die selbe Gemetzelserie.
Das hat Folgen. Die einen sind Patrioten, die anderen Terroristen.

Ist der Terrorist erfolgreich, avanciert er zum patriotischen Staatsmann.

Unsterblichkeit
der Seele war den Juden zunächst völlig unbekannt, und wurde zu Jesu vermuteter Lebenszeit sehr kontrovers unter den damit berufsmäßig Befassten diskutiert.
Kaum brauchte man fürs kriegerische Abschütteln der römischen Fremdherrschaft Heroen, säuselte der plötzlich geeinte Klerus von ihr als einem jenseitigen Lohn.

Der „Nicht- mehr- so- ganz- Junge- vom- Berge“ sagt:
Ein guter Rat ist einer, auf den du als gedanklichen Schluss aus einer geschilderten Sachlage ganz von allein kommst.
Beispiel:
Wenn du einen fragst, was du nun eigentlich machen sollst, wird er dir entweder sagen, dass er es auch nicht weiß.
Oder er wird die günstige Gelegenheit nutzen, einem leichtgläubigen Tropf zu sagen, was der für ihn machen soll.

Kurz vor dem Ausschalten
des Fernsehers höre ich eine selbstgefällige Fresse sagen:
Deutschland hat eine Zukunft, die uns aufgegeben ist...“
Den ersten Teil des Satzes sollte man mit Fug und Recht und überhaupt erwarten dürfen, ist also eine Banalität, die jedoch in der Spezifizierung des sich anschließenden Relativsatzes zum Horrorszenario wird: dem Sprecher und Seinesgleichen wird hier ein ihnen aufgegebenes Pensum reserviert, bei dessen exklusiver Erledigung zu befürchten steht, dass Deutschland möglicherweise seine Zukunft gehabt haben wird..

Qualität
liegt dann vor, wenn der eingebaute Verschleiß erst nach Ablauf der Garantiezeit zuschlägt.

Viele Milliarden Stabilisierungs- und Aufbaugelder später...

(Aus einem Bericht unseres Auslandsreporters vom Planeten Globo)

"...Die monotone Einförmigkeit dieses Planeten ist inzwischen sein augenfälligstes Kennzeichen.
Jede auf ihre Vielfältigkeit und Unterschiedenheit bedachte lebende Einheit steckt in lebenserhaltenden Kuben in Vorstädten und Städten, alle werden gefüttert und gekleidet von dem selben militärisch-industriellen Komplex.
Wo du auch hinschaust sind die Ureinwohner verstöpselt und verbunden mit kleinen Mäusekinos (Bildschirmen) auf die sie täglich die allgemein gebilligten Bewusstseins-Updates herunterladen. (Derzeit die rechte Auffassung zu einer Integrationsfigur, also einer populären Projektionsfläche titels Präsident.)
iPods, notebooks, quadratische Monitore und die überall präsenten TV Schirme in Empfangsräumen, Bars, Wartesälen, sogar in Taxis, kneten das öffentliche Bewusstsein durch und konditionieren seine erwünschten Reaktionen auf eventuelle unglobalonische Umtriebe.
Diese können leicht definiert werden. Das ist nämlich all das, was nicht aus der Metropolis, von Microsoft oder vom Meckermann - Mart kommt.

Für so einen Riesenplaneten ist das „Globale Bewusstsein“ außerordentlich eng und provinziell. Seine Bewohner haben für die Welt da draußen in etwa so viel Verständnis wie der einst aus der Auster hervorgemendelte Pfahlbürger.

Und dennoch ist da eine gnadenlose Geschäftigkeit der Globalonen. Diese Sorte von ständiger Bewegtheit in Bewegungen, die signalisieren, dass alle daran Beteiligten alle Hände voll zu tun haben. Aber man wird nicht recht schlau daraus, was das alles mal sein soll, wenn es erst mal fertig ist..."

(Mit Dank für diesen - von mir adaptierten - Einfall an Joe Bageant und mit einem empfehlenden Verweis >
http://www.informationclearinghouse.info/article25832.htm
auf den ganzen, giftigen und sehr unamerikanischen Artikel.)

Pocketbook
Würde man auf Anhieb mit „Taschenbuch“ ganz richtig übersetzen.
Da aber alle der öden Egalité huldigen, ist jeder, der in etwas blättert, worin man blättern kann, ein Gleicher unter Gleichen.
So zückt eben der eine mit dem pocketbook sein „Notizbuch“, der andere liest halt in den Scheinen seiner „Brieftasche“.
Merke:
Der Wortinhalt, seine Bedeutung, wird zwar innerhalb des jeweiligen sprachlichen Codes durch den Kontext näher bestimmt, aber in der gesellschaftlichen Wirklichkeit gaaanz anders.

Vierte Macht
Die Freiheit der Presse sei deswegen ein schützenswertes Gut, weil sie als vierte Macht im Spiel mit den drei anderen irgendwie regulierend mitspiele.

Das sollte man ernst nehmen. Das sind MITMACHER.

Ach so, Kontrollfunktion!
Ja wo war denn die Presse bei der Vorbereitung der gelaufenen und laufenden Ruinierung des Planeten und seiner jeden Krieg kritisch kommentierend begleiteten Bewohner?
Soviel ist richtig: Bei jeder Schweinerei ist sie dabei, als brühwarm sprudelnder „A-Dabei“.

Unverzichtbar ist die von der Journaille hergestellte Öffentlichkeit allerdings schon. Schließlich braucht die bleibende Grundlage ihres Geschäftszweigs, nämlich die Unzufriedenheit der untergebutterten Interessen, einen Betreuer, der im kritischen Einvernehmen zwischen aufrecht zu erhaltender Staatstreue und verdrossenem Bürger-Unmut vermittelt:
Vorwärts zum optimierten Staatswesen über die schuldigen Drecksäue, die ich euch täglich liefere.“

Wachstumsideologie
Wachstum um des Wachstums willen ist die Weisheit der Krebszelle.

Freitag, 18. Juni 2010

Zwischenrufe eines Höllenhunds

- zu den Benefizkonzerten des moderaten Mittelstands und dessen Unterschriftenaktion für ein gerechteres Sparpaket:
Nein ich werde nicht die Bitte (an die Adresse seiner Macher) um das Schnüren eines gerechteren Sparpaketchens unterschreiben.

Mir langt schon die bislang praktizierte Form des Volksgemeinschaftsgedankens.“

- In dieser Demokratie herrscht ein Volk, - ich kann Ihnen saaagen! - von dem sich keiner ausnehmen kann, ausnehmen lassen aber schon.

Schlechte Nachricht für Mieter
Mieterhöhungen sind wegen eines neuen BGH-Urteils künftig leichter möglich. Ein sogenannter einfacher Mietspiegel reicht zur Begründung aus.

Ich würde ja gerne meine Prioritäten anders setzen wollen, aber wenn ich auf dem 16 Stock meines Hochhauses stehe und in die Runde blicke, sehe ich ganz deutlich, dass mir beispielsweise Fußball als alternative Priorität nichts bringt, weil die Prioritäten eindeutig feststehen: „Nichts von all diesem Eigentum der Vermieter wird je dir gehören. Also reihe dich gefälligst ein.

“It´s just a game, stupid!”
Trotz anderslautender Gerüchte: das stimmt nicht.
Mit Gefühlen verhält sich das nämlich so, oder ähnlich:
Bei einem von Spielen spontan ausgelösten Affekt muss man sich nicht erst erkundigen, ob man das denn auch haben sollte oder dürfte oder gar müsste.
Nicht so bei den Emotionen, zu denen man - in den letzten Jahren verstärkt - bei Weltmeisterschaften von der Journaille gönnerhaft die Erlaubnis auf ein Recht zugesprochen bekommt.

An ihrem Appell an die Freiheit der niederen Instinkte des Gemeinschaftsgefühls merkt man, dass Nationalismus nicht bloß ein Gefühl wie jedes andere auch ist: „Lasst ruhig mal die Sau raus, wenn es um Überpersönliches geht!“

Demokratienvergleich
Wenn es morgens um sechs Uhr an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, dass es der Milchmann ist, dann weiß ich, dass ich in einer Demokratie lebe.“
Winston Churchill
Stimmt, denn wenn dich die Demokratie besuchen kommt, dann nicht vor Beginn der rechtlich geregelten Dienstzeit.


Spendiert ihr ein Coaching!

Die FAZ kritisiert Merkels farbloses Deutsch.

Ja soll die Frau vielleicht mitreißende „Blut und Eisen-Reden“ halten, schlagkräftige Durchhalteparolen drechseln, oder als Kundenkontaktperson in Kommunikationsseminaren lernen, wie man eine Effizienzsteigerung des Absatzes ihres Ramsches betreibt?

Die FAZ ist schon immer dafür gewesen, dass, was verkauft werden soll, auch mit den werbenden Blicken der Ware auf den Markt kommt. Alles andere ist schlechte Performance im internen Marketing.

Menschenrechte
Bestehen aus 14 Buchstaben.
Vier identische Vokale.
10 Konsonanten.
Die gelegentlich ventilierte Verstümmelung der Menschenrechte sieht gräßlicherweise so aus:
Mnschnrcht.

Wirtschafts- und Sozialkundebuch
Das müsst ihr lesen, Leute. ich habe bei der Lektüre endlich eine Gemeinschaft entdeckt, die sich kraft ihres freien Willens gegenseitig Wünsche erfüllt - ich bin begeistert – nix wie raus hier und dort hin!

Mittwoch, 16. Juni 2010

Sprachregelung

Ersatz für den Begriff der ins Gerede gekommenen Sache in der veröffentlichten Sphäre.
- Zumeist Euphemismen. Siehe neuerdings „Bürgerarbeit“ als zu schönen Hoffnungen berechtigende Entsorgung von Sockelarbeitslosigkeit, die ihrerseits den älteren Begriff des zur Zwangsarbeit verpflichteten Proleten ersetzt.
Zugelassene Alternativen zum Euphemismus sind:
- penible Nachzeichnung der technokratischen Methodik eines bedeutungsleeren Procedere, die als sinnträchtiges Expertentum erlebt werden soll. Siehe Tagesschau.
-
- Rückführung von Misshelligkeiten zwischen Untertan und Obrigkeit auf missglückte face – to - face Situationen, in denen die Menschen wie Du und Ich nicht auf Ohrenhöhe zugehört haben. Zugrundliegende Gedankenfigur: „Wenn das der Führer wüsste, ...“

Wenn all das nichts nützt, verfängt allemal ein Angriff auf den Sprachregelungskritiker:
- zu pauschal, nicht differenziert genug, das alles sei schon schwieriger...
- zu effekthascherisch,
- Pathologieverdacht:„Was hat der Mann bloß?“,
- die öffentlich-rechtlichen Medien wurden doch ausdrücklich geschaffen, um ein System zu stabilisieren, den demokratischen Rechtsstaat des Grundgesetzes nämlich!!!;
- zu banal;
- der Kritiker beleidigt die Intelligenz der berieselten Köpfe;
- kontrastive Erinnerung an die Nachrichtenverbreitungstechnik der DDR.
- Wir brauchen doch den sozialen Konsens, wir leben davon.
-
Richtig, und sterben tun wir an Euphemismen und Eiertänzen schon auch.


„Auge um Auge

und die ganze Welt wird blind sein.“
- Meint Mahatma Gandhi.
-
Diese pfiffige Verunglimpfung des jus talionis findet lebhaften Zuspruch bei allen Befürwortern der christlichen und der hinduistischen Moral der Gewaltfreiheit als eines uneingeschränkt empfehlenswerten Schadensvermeidungsmechanismus.

Mal abgesehen davon, dass das Vergeltungsprinzip ja keineswegs aus der Welt ist, wenn Jesus sich seit Jahrtausenden aus Gründen der empfehlenswerteren Liebesbotschaft gegen das Verhältnismäßigkeitsprinzip beim Rächen ausspricht, es scheint mir doch die jüdische Regelung eine genau so vielversprechende regulative Idee zu enthalten.
Wenn nämlich jeder weiß, dass der einem anderen zugefügte Schaden im selben Maße auf ihn zurückschlägt, dann wird ihm doch stark nahegelegt, sich aus wohlverstandenem Eigeninteresse heraus von vornherein zu hüten, auf seine in Aussicht gestellte Schädigung hinzuarbeiten.

Das Missliche an beiden Konzeptionen ist, dass es in modernen Staaten Gewaltapparate gibt, die straflos Schaden zufügen können.

Der Oberste Gerichtshof wies heute die Petition einer Überprüfung von Maher Arars Fall abermals zurück, jenem kanadischen und syrischen Bürger, der von der U.S. Regierung 2002 auf seiner Rückkehr nach Kanada entführt worden war auf der Zwischenlandung auf dem JFK Flughafen.
Er war zwei Wochen ohne jede Verbindung zur Außenwelt festgehalten und dann nach Syrien überstellt worden, wo er die nächsten 10 Monate unter Folterungen verbrachte, obwohl ihm – wie jeder Beteiligte zugibt – absolut keine Schuld an nichts zugerechnet werden konnte.
Arar klagte gegen die U.S. Regierung für das, was sie ihm angetan hatte, und letzten November hielt das Bundesberufungsgericht die Verwerfung seines Prozessanliegens aufrecht auf der Grundlage, dass Gerichte kein Recht hätten, in solche Entscheidungen der Exekutive einzugreifen.

Damit haben sich die USA das nächste Recht errungen, Unschuldige zu entführen ohne dabei straffällig zu werden.

Gewiss, gewiss, das ist nur ein einzelner Einzelfall von den zahllosen Einzelfällen der rechtlich geregelten Straflosigkeit beim amerikanischen Zuschlagen quer über den Globus.
Aber die zahllosen anderen massenhaften Schädigungen sind ja bekannt.

Unschuldige Opfer
Wer sich so etwas im Ernst vorstellen kann, der kennt auch schuldige Opfer.

Sonntag, 13. Juni 2010

Anekdote zur Senkung der Mobilisierungsmoral

Das ist jetzt über 30 Jahre her. Wir demonstrierten mal wieder, was und wo die Polizei uns das erlaubte.
Der Demonstrationszug ging auch an einem großen Würzburger Kaufhaus vorbei, in dessen erstem Stock zufällig gerade jene Herren speisten, gegen deren Entscheidungen es ging.

Da flog ein abgenagter Kotelettknochen durchs geöffnete Fenster.

Dass da kein Missverständnis aufkommt: von oben innen nach unten aussen.

Das eingebildete Menschenrecht
auf Verwertung meiner Arbeitskraft stößt sich gar nicht mit dem tatsächlichen Menschenrecht auf freie Verfolgung der Interessen, denen sich anzudienen für die meisten unumgänglich ist.

Experiment
Ich zeichne dir hier mal einen Autobus im Profil.
Schau her.
Hier das ist der Busaufbau, mit Motorhaube, damit man ihn besser erkennt. Da vorne und hinten das Runde, das sind die Reifen.
Und die Kästchenreihe da oben das sind die Seitenfenster. Da vorne mach ich noch einen Scheinwerfer. So, fertig.“

Ja, das ist ein Bus. Gut zu erkennen. Aber was soll das?“
Dir fällt also nichts daran auf?“
Nee, sollte denn?“

Ich deute das mal als einen Beweis dafür, dass die Normalos ganz und gar unpraktisch denken. Ihnen genügt schon die Vorstellung von /das Symbol der Sache. Dann sind die damit schon fertig und zufrieden.
In den Bus wird nie einer einsteigen können.
DER HAT KEINE TÜRE!

Aber der Bus als Wille und Vorstellung genügt ja schon.

Erhebend und erschreckend zugleich, dass keiner Wert darauf legt, damit wegzufahren. Noch nicht einmal im Bild.

So kommt es , dass in der sie beseligenden Abstraktion alle Welt frei und gleich mit ihresgleichen an der Haltestelle von einem Fuß auf den anderen tritt .

Experiment II

Die Jugend gehört der Zukunft.

Sie haben doch auf Anhieb diesen Satz richtig gelesen? Und wenn nicht, was hieße das ?

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