Donnerstag, 28. Januar 2010

Interesse

Die Verständigungshilfe „Interesse“ ist heute geradezu unverständlich geworden, wenn man sieht, wie verächtlich von ihm gesprochen wird.

Am ehesten und quasi automatisch versteht man im Zeithorizonnt darunter noch die vorpolitische, romantische Kategorie des Interessanten, also das nichtigste Urteil über alles - ansonsten leere - Mögliche, dem überhaupt nur Belang zukommt beim exotisierten Hinblicken der es würdigenden Subjektivität. Jeder anderen Eigenschaft bar, spricht das Ich seine bloße Beziehung dazu aus, glaubt aber sehr wohl, Triftiges darüber vermeldet zu haben.
Dabei ist es so einfach. Beim Inter-Esse steckt man bis über beide Ohren mitten drin. Und da wäre es nicht schlecht etwas genauer zu wissen, worin denn nun, und wie man dabei ausschaut. Da liegt also jede Menge Klärungsbedarf vor.
Nicht so bei der Psychologisierung, zu der das elende Adjektiv des älteren Liberalismus, nämlich dessen Erfindung eines „wahren“ Interesses einlädt. (Als ob es ein eingebildetes Dazwischen-Eingeklemmtsein gäbe.)
Der auto-biographischen Introspektion fällt nämlich gleich auf, dass eine authentische Aussage über die Konstitution eines Subjekts aus dessen Idolisierungen und Verwerfungen, Illusionen und Revokationen usw. nicht möglich ist. Es entdeckt genauestenfalls etwas Zurechtgeschütteltes als Resultat, das man ex post sich als eigenhändig entworfene Willensleistung zurechtinterpretieren kann. Stoff aller Autobiographien seit jenem - in seinem Anspruch durch und durch verlogenen Bekenner - Augustinus und den deutschen Bildungsromanen.

Immer wird da das Interesse so gehandhabt, als ob man es oder ein anderes „hätte“ oder gefasst habe. Sozusagen ein Ding mit Stil zum Anfassen, das man auch wegschmeißen kann.
So kommt die Selbsttäuschung wohl noch am schnellsten heraus: aus seiner Stellung in der Welt kann man wohl aussteigen, aber solange man eben“ inter est“ ist völlig egal, wer - außer dir - noch so alles verliert.

Memoiren
sind Apologien des Herrn, also der hochangesehene Selbstbetrug honetter Leute.
Von Aratos bis Adenauer schreibt der nieder, was ihm an Gutem über seine Taten im Gedächtnis geblieben ist.
Der Knecht hingegen schreibt seine Autobiographie, wenn seine Prominenz ihm den Absatz seines Stiefels im Gesicht des Publikums sichert. „Ich hab´ s allen gezeigt.“
Gelesen werden beide von Leuten, die sich Tipps bei den Erfolgreicheren abgucken wollen.
Ihre gelegentlich auftauchenden Fakten haben nichts mit Wahrheit zu tun. Dafür machen sie einfach zu viel Sinn.

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