Freitag, 5. Februar 2010

Die Wörter und die Dinge

... Zum Beispiel sehe ich seit Jahren auf einer Autobahnbrücke ein eierschalenfarbenes Auto parken - nicht mit den üblichen zwei Seitenfenstern, sondern mit derer luxuriösen vieren, also eine Art überlanges Doppel-Auto auf seinen normalen vier Rädern. Dass das in der Mitte nicht durchhängt? Hat das ein Chassis aus Carrara-Marmor?
Gestern lese ich einen Roman von DeLillo, wo eine Stretch-Limousine vorkommt. Und schon passt das namenlose, nur mit Umschreibungen weitergebbare Auto-Dings mit dem neuen Wort zusammen.
Dass die Dinge allmählich überhand nehmen, für die ich keinen Namen weiß, war mir erstmals in Peter Careys Romanen und später in der Pop-Literatur aufgefallen. Streckenweise konnte ich noch nicht einmal raten, worum sich´ s bei den Aufzählungen aus der kaufbaren Dingewelt handelt. Wollte mir schon ein australisches Pendant zum Quellekatalog anschaffen.
Da fiel mir gerade noch rechtzeitig ein, worin Epiktet nun wirklich recht hat: „Wie zahlreich sind doch die Dinge, die ich nicht brauche.»
Und sie werden immer mehr. Und waren damals schon zu viele.
Mir fehlt in solchen Fällen zu dem Wort einfach das Ding.
Ob aber, den Zusammenhang von Laut und Bedeutung zu wissen, sich in dem Falle überhaupt lohnt?

Ich weiß, dass ich keine Ahnung vom „XY-Generator mit linksgetriebenem Überschall-Servolator“ habe. Das schadet aber weder mir noch meinen Zeitgenossen. Im Bedarfsfalle greift hier die bloße arbeitsteilig erstellte Wörterbücherei.

Bei der „neuen Weltordnung“ oder dem „Terrorismus“ und „unseren Interessen“ ist das ganz anders. Diese Bezeichnungen verdanken sich keineswegs einer Art Straßenverkehrsordnung und ihrer Festlegung, auf welcher Straßenseite denn nun gefahren zu haben werde, auf dass niemandes Interesse zu Schaden komme.

Nichtsnutzige Skepsis

Ich habe nichts gegen intellektuelle Bescheidenheit von der Sorte: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Die meisten tun sowieso unentwegt so, als trügen sie mehr an der Bürde des Wissens als ihrem Kreuz gut tut.
Ich weiß aber aus Erfahrung, dass dieses „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ keineswegs der Startschuss dafür ist, dass einer sich jetzt aus Einsicht in einen Mangel auf den Weg der Besserung macht und sich schleunigst nach Wissen umtut.

Im Gegenteil: so einer wird auf einmal pampig und gibt uns zu verstehen, weil er nix weiß, habe gefälligst auch sonst keiner sich auf der Welt auszukennen. Im Handumdrehen sieht man sich an den Pranger der Arroganz versetzt. Und das alles ohne irgendein Argument zu oder über irgendwas.
Unsereiner ist also methodisch korrekt zur Sau gemacht. Den meisten aus der Hetzmeute genügt das. Und nachdem das Familienrudel im Verein kräftig in meine Richtung gespuckt hat, zieht es befriedigt weiter.

Da sitze ich nun in meinem todschicken Prangerkäfig und habe jede Menge Zeit über meine Unwissenheit nachzudenken.

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