Im Zeichenlosen
Der Sinn des Reisens besteht darin, unsere Phantasien durch die Wirklichkeit zu korrigieren.
Statt uns die Welt vorzustellen, wie sie sein könnte, sehen wir sie wie sie ist.Samuel Johnson (1696 - 1772)
Am Weg durch den ehemaligen Todesstreifen, die Grenze zwischen dem von den Tamil Tigers kontrollierten Gebiet und dem unangefochten singhalesischen Staatsgebiet, ein kleiner Tabakbauer und seine Familie.
Bevor wir auf sein Haus stoßen entsetzt der Zustand der bereits aufgeschossenen Tabakpflanzen, die von den marodierenden Schneckenarmeen in einem erbärmlichen Zustand hinterlassen wurden. Schlimmer zerfressen als meine Lungen. Meine Chancen stehen jedenfalls besser als die der fast kahlen Stengel mit ihrer perforierten Restbelaubung. Angefressen wir beide durch das Leben, mit dem wir verbandelt sind, und uns dennoch gegen unsere sichere Vernichtung auflehnen.
Mittägliche 40 Grad Celsius.
Unsere Schritte schlauchen uns, spülen die Mineralien aus uns raus, ausgewrungen welken wir der Farmerfamilie entgegen.
Hier gibt es kein Alibi mehr, für niemanden, dieses Zusammengeschmolzene sind wir, bist du. Jede Verwünschung, die uns zuhause so leicht von den Lippen geht, ist eine lächerliche Prätention von aparter Individualität mitten in niederdrückendster Armut und unvorstellbarer prügelnder Hitze.
Ja, sie sei - wie so viele andere - Gastarbeiterin in Saudi-Arabien gewesen, sagt die Bäuerin. 6 Jahre lang. Dann habe sie es bei den arbeitgebernden Scheichs nicht mehr ausgehalten. 14 Kinder habe sie zu hüten gehabt. Sieben Tage in der Woche. Und kein Wort Arabisch.
Wenn etwas daneben ging, bekam sie Hiebe mit dem Stock. Da hätte sie aber noch Glück gehabt. Andere seien noch ganz anders gequält und gefoltert worden.
Ich wollte, mein Kopfschmerz käme nicht ausgerechnet von so etwas Profanem wie meiner Nebenhöhlenentzündung, die ich mir auf der Elefantensafari im Nieselregen zugezogen habe.
Absolute seelische Flaute. Noch der vorsichtigste Vagabund ist nicht gefeit gegen jene Windstillen, wo das träge Flappen der Segel dich dem gleißenden Wahnsinn ausliefert, du seiest dennoch etwas anderes , als der dreckige Schaum, den die erfolgreicheren Imperien gleichmütig ans Land aller Meere spülen.
DIE SCHLIMMSTE NIEDERLAGE BEI ALLEM IST
ZU VERGESSEN UND VOR ALLEM,
WORAN WIR VERRECKT SIND. (Louis Ferdinand Céline)
Statt uns die Welt vorzustellen, wie sie sein könnte, sehen wir sie wie sie ist.Samuel Johnson (1696 - 1772)
Am Weg durch den ehemaligen Todesstreifen, die Grenze zwischen dem von den Tamil Tigers kontrollierten Gebiet und dem unangefochten singhalesischen Staatsgebiet, ein kleiner Tabakbauer und seine Familie.
Bevor wir auf sein Haus stoßen entsetzt der Zustand der bereits aufgeschossenen Tabakpflanzen, die von den marodierenden Schneckenarmeen in einem erbärmlichen Zustand hinterlassen wurden. Schlimmer zerfressen als meine Lungen. Meine Chancen stehen jedenfalls besser als die der fast kahlen Stengel mit ihrer perforierten Restbelaubung. Angefressen wir beide durch das Leben, mit dem wir verbandelt sind, und uns dennoch gegen unsere sichere Vernichtung auflehnen.
Mittägliche 40 Grad Celsius.
Unsere Schritte schlauchen uns, spülen die Mineralien aus uns raus, ausgewrungen welken wir der Farmerfamilie entgegen.
Hier gibt es kein Alibi mehr, für niemanden, dieses Zusammengeschmolzene sind wir, bist du. Jede Verwünschung, die uns zuhause so leicht von den Lippen geht, ist eine lächerliche Prätention von aparter Individualität mitten in niederdrückendster Armut und unvorstellbarer prügelnder Hitze.
Ja, sie sei - wie so viele andere - Gastarbeiterin in Saudi-Arabien gewesen, sagt die Bäuerin. 6 Jahre lang. Dann habe sie es bei den arbeitgebernden Scheichs nicht mehr ausgehalten. 14 Kinder habe sie zu hüten gehabt. Sieben Tage in der Woche. Und kein Wort Arabisch.
Wenn etwas daneben ging, bekam sie Hiebe mit dem Stock. Da hätte sie aber noch Glück gehabt. Andere seien noch ganz anders gequält und gefoltert worden.
Ich wollte, mein Kopfschmerz käme nicht ausgerechnet von so etwas Profanem wie meiner Nebenhöhlenentzündung, die ich mir auf der Elefantensafari im Nieselregen zugezogen habe.
Absolute seelische Flaute. Noch der vorsichtigste Vagabund ist nicht gefeit gegen jene Windstillen, wo das träge Flappen der Segel dich dem gleißenden Wahnsinn ausliefert, du seiest dennoch etwas anderes , als der dreckige Schaum, den die erfolgreicheren Imperien gleichmütig ans Land aller Meere spülen.
DIE SCHLIMMSTE NIEDERLAGE BEI ALLEM IST
ZU VERGESSEN UND VOR ALLEM,
WORAN WIR VERRECKT SIND. (Louis Ferdinand Céline)
gitano - 26. Nov, 07:36
sich erinnern, als das persönliche individuum das Stäubchen in dem unendlichen unbegreiflichen Zusammenhang zu sein, das dennoch sein darf.