Dienstag, 1. Februar 2011

Klassenhass von oben schürend:

"Wenn ein Mann mit über sechsundzwanzig noch Bus fährt,
kann man ihn getrost als Versager bezeichnen."
(Margaret Thatcher: “A man who, beyond the age of 26, finds himself on a bus can count himself as a failure.” )

In einem normalen blog fängt jetzt der blogger an, sich mit dem Politiker rumzustreiten, und zählt mindesten 7 Gründe auf, warum man mit dem Bus fahren sollte.
Hat also wieder einmal das Wesentliche verpasst.

„Ich weiß nicht, was du mit ‚Ruhm‘ meinst“, sagte Alice.
Humpty Dumpty lächelte verächtlich. „Natürlich nicht – bis ich es dir sage. Ich meinte: Da hast du ein schönes zwingendes Argument!“
„Aber ‚Ruhm‘ heißt doch nicht ‚schönes zwingendes Argument‘“, entgegnete Alice.
„Wenn ich ein Wort verwende“, erwiderte Humpty Dumpty ziemlich geringschätzig, „dann bedeutet es genau, was ich es bedeuten lasse, und nichts anderes.“
„Die Frage ist doch“, sagte Alice, „ob du den Worten einfach so viele verschiedene Bedeutungen geben kannst“.
„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – und das ist alles. […]“



Und das Folgende soll die Thatcherin nicht gesagt haben :"There is no such thing as a free society."
Das Abgrundblöde am - auch hier wieder voll orchestriert einsetzenden - immanenten Konter der engagierten Politblogger ist ihre Verkennung der freien Meinung als einer praktisch relevanten face-to-face-Situation.
Dabei genügt es doch vollkommen, wenn Frau Thatcher sich tatkräftig für den Inhalt des Satzes eingesetzt hat.
cadiz - 1. Feb, 10:06

MEW I, 364ff.

Aber das Menschenrecht der Freiheit basiert nicht auf der Verbindung des Menschen mit dem Menschen, sondern vielmehr auf der Absonderung des Menschen von dem Menschen. Es ist das Recht dieser Absonderung, das Recht des beschränkten, auf sich beschränkten Individuums.

Die praktische Nutzanwendung des Menschenrechtes der Freiheit ist das Menschenrecht des Privateigentums.
..
Das Menschenrecht des Privateigentums ist also das Recht, willkürlich (à son gré), ohne Beziehung auf andre Menschen, unabhängig von der Gesellschaft, sein Vermögen zu genießen und über dasselbe zu disponieren, das Recht des Eigennutzes. Jene individuelle Freiheit, wie diese Nutzanwendung derselben, bilden die Grundlage der bürgerlichen Gesellschaft. Sie läßt jeden Menschen im andern Menschen nicht die Verwirklichung, sondern vielmehr die Schranke seiner Freiheit finden. ...Es bleiben noch die andern Menschenrechte, die égalité und die sûreté.

Die égalité, hier in ihrer nichtpolitischen Bedeutung, ist nichts als die Gleichheit der oben beschriebenen liberté, nämlich: daß jeder Mensch gleichmäßig als solche auf sich ruhende Monade betrachtet wird
..... Die Sicherheit ist der höchste soziale Begriff der bürgerlichen Gesellschaft, der Begriff der Polizei, daß die ganze Gesellschaft nur da ist, um |366| jedem ihrer Glieder die Erhaltung seiner Person, seiner Rechte und seines Eigentums zu garantieren. Hegel nennt in diesem Sinn die bürgerliche Gesellschaft »den Not- und Verstandesstaat«.

Marx setzt den Bezugspunkt des freien Meinungrechts zum Eigentum und damit zu dem was es ist und wie es ausgeübt wird: Als Eigentum der "Eigenen" Meinung, wer sich selbst so ein- und andere ausschließt, hat das Eigentum verinnerlicht. Weswegen es nicht wesentlich ist, ob die eiserne lady jenen Satz sprach oder nicht - sondern den Standpunkt des Eigentums wehrhaft macht.

gitano - 2. Feb, 07:34

Richtig.

Weswegen die Moralwachteln immerzu über die Dinge predigen, die wir doch alle gemeinsam hätten: Humanismus, Luft zum Atmen, soziale Gemeinschaft...

Merkwürdigerweise alles Sachen, die nix kosten.

Diese kostenneutrale moralische Aufrüstung hat zudem den Vorteil, daß sich jeder eine gute Meinung über sich halten kann - neben und völlig unabhängig von dem, was er so treibt, wenn er sich zu sich als seinem Eigentum verhält.

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