Das Versagen der Kommunikation ist der Anfang aller Gewalttätigkeit.
[Jean-Paul Sartre]
Das stimmt entweder nicht, weil gerade zu Kriegszeiten - während und zuvor - die Diplomatie so heiß läuft wie nie,
oder es erklärt, wieso die deprimierend muntere Sprachlosigkeit der uns bekannten Regierungen zur dreigeteilten Gewalttätigkeit neigt.
Beides ist von Sartre nicht gemeint. Man muss sich das mehr existenziell und überhaupt vorstellen. Also Null-Info, aber ein moralisch schwerwiegendes Entweder-Oder.
Das Faszinierende an Sartre und seinem Philosophieren: es hatte jedes nicht existierende Problem schon gelöst, bevor es überhaupt auftauchte.
Soll heißen, wer sich für nichts interessiert an den Dingen, die es gibt, der ist gut beraten mit Weisheiten, die in jedem Fall stimmen.
Ein ausgesprochener Ankommer, dieser Kommunikationspsychologe.
Was Wunder, wenn das Rezept seiner lebensklugen Empfehlungen ein Erfolgsrezept des mitmenschlichen Miteinandertums verspricht.
§1) Miteinander reden
Dazu wäre an Folgendem festzuhalten: Jede einzelne Talkshow illustriert, dass jedes Mal, wenn es wirklich um etwas geht, der Applaus im Studio immer dann aufbrandet, wenn der Redner formuliert, was der lebenspraktische Menschenunverstand sich so ähnlich auch schon gedacht hat.
Das Miteinander besteht also in der Bestätigung, dass es erstens kein Problem, und zweitens längst gelöst ist. Und drittens die Wohlmeinenden sich auf der richtigen Seite befinden.
....Und so weiter.
Ach, dieser Dauersympath von einem weichgespülten Plüschologen hätte eine längere Kritik verdient, weil er ein tatsächliches Symptom ist, zur Signatur eines Zeitalters gehört, das jede erkältende Ferne zur kuscheligen Nähe umlügt, indem es die Plattheiten des alerten Hausverstands ("Wie man in den Wald schreit, so schreit es heraus"...) als Wissenschaft aufmarschieren lässt. Aber meine Finger erlahmen beim Gedanken, dass das schon wieder keinen interessiert.
Ihn nicht zu kennen, ist aber für Menschenbildner und Lehrer eine sträfliche Lücke in der sozialen Kompetenz.
Die Bündelung und Fokussierung aller geistig-seelischen Strebungen unter einer „ruling passion“ ist im Gefühlshaushalt des bürgerlichen Menschen als Leidenschaft bekannt.
Sie genießt gemeinhin wegen des Subsumierung von allem sonst noch Möglichen unter der Fahne des Fanatismus wenig Ansehen.
Selbst Leute, die sich sonst nicht gerade durch genaues Hinschauen auszeichnen, wie der Philosoph Kant fühlen sich von dieser Verseuchung des Seelenlebens durch die falschen Abstraktionen der Süchte (wegen deren bloßer Quantifizierung von plattgemachten Qualitäten) abgestoßen. Denn es ist ja schlecht zu übersehen, dass diese hegemoniale Unterordnung aller Gefühle nur um den Preis der Vernichtung von abweichenden oder gar hinderlichen Regungen zu haben ist.
Was also muss passiert sein, wenn ein Bankerhaufen, der sich nur noch des Quantitativen als Strukturmerkmal seines Wachbewusstseins rühmt, frohgemut mit seiner seelischen Verkrüppelung hausieren geht?
Und ihm das auch noch unkommentiert und ohne jede Kritik von Seiten derer, die es eigentlich besser wissen müssten, durchgeht?
Das geht unwidersprochen nur dann, wenn der absolute Souverän spricht.