Samstag, 11. Dezember 2010

Ein Hund widerspricht

Im Traum ging ich, in Lumpen gehüllt wie ein Bettler, durch eine kleine Gasse.
Hinter mir begann ein kleiner Hund zu kläffen.
Ich wandte mich verächtlich um. Hör auf mit deinem Gekläff“, fuhr ich ihn an, du speichelleckender Köter!“
„Oho!“ Er kicherte. „Auf diesem Gebiet bin ich dem Menschen weit unterlegen.“
„Was?“ schrie ich, die Fassung verlierend. Das war, schien mir, der Gipfel der Beleidigung.
„Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch immer nicht Kupfer und Silber auseinanderhalten kann, Seide und Leinen, einen Beamten und einen gewöhnlichen Menschen, einen Herrn und seine Sklaven, einen...“
Ich flüchtete [...]
(Lu Hsün)

Lieber Freund,

Du hast Schwierigkeiten zu verstehen, dass ich schreie, "wenn mir was weh tut". Du hättest schon gerne gewusst, was denn da wehtut. „Mitleid mit denen, denen es schlecht geht, Zorn auf die Ungerechtigkeit, den Zynismus, die mafiosen Strukturen in der Welt? Oder tut´ s nur weh, dass sie nicht auf Dich hören, der Du recht zu haben glaubst? Denn zu den Verelendeten und Entrechteten gehörst Du ja nicht selbst.“

Vielleicht hilft ja eine Art Eingeständnis fürs Verstehen.
1) Ich bekenne, dass ich als Theoretiker etwas dagegen habe, Bestimmungen einer Sache nicht ihr selbst zu entnehmen, sondern über sie ganz von ferne – aus weiß Gott welchem Tieferen oder Höheren - zu bestimmen. Ich nenne solches Denken der Elite und ihrer Gläubiger „schweinisch“. Und mir ist das dermaßen peinlich (kommt von Pein!), dass ich mir halt die Zehennägel abschneide, wenn es sie mir nach oben biegt.

2) Was mag wohl dem Henry Miller, von dem nicht bekannt ist, dass er dem Marxismus hold gewesen wäre, weh getan haben, als er in „Der klimatisierte Alptraum“, seiner Abrechnung mit dem Amerika von 1941, einfach so vergnügt hinschwätzte:
„Wir sind gewohnt, uns als befreites Volk zu verstehen. Wir sagen, wir seien demokratisch, freiheitsliebend, ohne Vorurteile und Haß. ...Wunderschöne Worte, voll edlen, idealistischen Gefühls. In Wirklichkeit sind wir ein ordinärer, drängelnder Haufen, der in seinen Leidenschaften von Demagogen, Presseleuten, religiösen Scharlatanen, Agitatoren und dergleichen leicht zu mobilisieren ist. Dies eine Gesellschaft freier Völker zu nennen ist Blasphemie. Was haben wir der Erde zu bieten, außer der überreichen Ausbeute, die wir unbekümmert der Erde entreißen in der wahnsinnigen Selbsttäuschung, dass diese verrückte Aktivität für Fortschritt und Aufklärung stehe.?“...

Kann schon sein, dass intellektuelle Leiden Luxusgüter sind, der Schmerz sitzt aber doch tief.
Bei Miller ist es der gekränkte Idealismus, bei mir halt das Aufräumen mit ihm.
Die Anlässe sind die selben geblieben.


„Kind, sei doch vernünftig!“

Zwischen Verstand und Verständigkeit ist die Kluft nicht so groß, wie von denen behauptet wird, denen es an beidem fehlt.

Statt dessen haben die ganz viel Vernunft aufzubieten.

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